Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) zeigt sich zufrieden mit dem Tempo-140-Test und will neue Teststrecken suchen.

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Die Zeitersparnis, die sich durch Tempo 140 ergibt, hält sich in Grenzen.

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Wien – Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) und die Asfinag haben nach dreieinhalb Monaten Tempo 140 auf zwei Probestrecken der Westautobahn (A1) eine erste – für sie positive – Zwischenbilanz präsentiert. Die vorangegangen Vorwürfe von mehr Lärmbelästigung, erhöhter Umweltbelastung und steigenden Unfallzahlen hätten sich nämlich nicht bestätigt, so Hofer.

Auch die von Kritikern prognostizierte erhöhte Geschwindigkeit um zehn Stundenkilometer sei nicht erreicht worden. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sei laut Asfinag-Geschäftsführer Josef Fiala nur je nach Umweltbedingungen um bis zu vier Stundenkilometer gestiegen und daher sei auch der Emissionsanstieg mit ein bis zwei Prozent "gering".

Scharfe Kritik der Opposition

In Hinblick auf die Klimazielsetzung erntet Hofer scharfe Kritik von mehreren Seiten. Die ein bis zwei Prozent würden laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zwar wenig klingen, seien aber zu viel. "Die Zwischenbilanz zeigt, dass Tempo 140 zu mehr Emissionen führt. Um das Klimaziel zu erreichen, braucht es aber das genaue Gegenteil davon", so VCÖ-Experte Markus Gansterer. Auch das Umweltbundesamt verweist auf das Klimaziel. Auch alle Oppositionsparteien, SPÖ, Neos und Liste Pilz haben das Festhalten an Tempo 140 kritisiert.

"Alle vernünftigen Politiker dieser Welt bemühen sich, die Klimaziele zu erreichen, und versuchen, den Schadstoffausstoß von Kohlendioxid und Stickoxiden zu reduzieren. Nur der österreichische Verkehrsminister nicht", sagte Klaus Feichtinger (SPÖ).

Hofer plant Ausweitung der Probestrecken

Hofer aber will die Ausweitung auf weitere zweispurige und vierspurige Teststrecken. Konkrete Autobahnabschnitte nannte er nicht. Höhere Tempolimits werde es jedoch nicht geben.

Adam Pawloff, Mobilitätsexperte bei Greenpeace, sagte: "Minister Hofer hatte zugesagt, bis zum Jahr 2030 die klimaschädlichen Treibhausgase im Verkehrsbereich um ein Drittel zu senken. Jetzt Tempo 140 auf mehreren Strecken ausrollen zu wollen zeigt, dass Klimaschutz für diese Regierung nicht mehr als eine reine Worthülse ist."

Luftschadstoffmessungen wurden am Auspuff von zehn Fahrzeugen durch "unabhängige Experten" (Fiala) durchgeführt. Bei Messstationen an der Autobahn sei kein Einfluss der Tempoerhöhung auf die Feinstaubkonzentration festgestellt worden.

VCÖ fordert verstärkte Tempokontrollen

Auch der Lärm, so Fiala, habe sich kaum verändert: Noch nicht abgeschlossene Lärmmessungen zeigten Änderungen unter 0,6 Dezibel. Es gebe jedoch noch "Messunsicherheiten aufgrund der Messzeit". Bei den Unfallzahlen konnte keine negative Auswirkung festgestellt werden: In Niederösterreich seien es sogar mit sechs Unfällen weniger als in den letzten zwei Jahren mit jeweils 17.

Der VCÖ fordert verstärkte Tempokontrollen, da auf der dritten Spur laut Zwischenbericht jeder 20. schneller als 146 fahre. (Laura Schwärzler, 15.11.2018)