Shalaan al-Shalaan von der saudischen Staatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe für die Verantwortlichen für den Mord an Khashoggi.

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Laut Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Jubeir soll Kronprinz Mohammed bin Salman mit dem Mord "absolut nicht zu tun" haben.

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Istanbul/Riad – Die Staatsanwaltschaft in Saudi-Arabien hat die Todesstrafe für fünf der elf Angeklagten wegen der Tötung des Journalisten und Regimekritikers Jamal Khashoggi im Istanbuler Konsulat des Königreichs gefordert. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Riad, Shalaan al-Shalaan, sagte am Donnerstag, der "Washington Post"-Kolumnist Khashoggi sei im Konsulat von den Tätern betäubt, getötet und zerteilt worden. Der Leiter des Teams, das Khashoggi "repatriieren" sollte, habe die Ermordung des Journalisten angeordnet, sagte der Staatsanwalt.

Laut Staatsanwaltschaft bestand die Rolle des Beraters Saud al-Kahtani, der als rechte Hand von Kronprinz Mohammed bin Salman galt, darin, das Team zu treffen, das nach Istanbul gesandt wurde, um Khashoggi zu "repatriieren". Kahtani wurde mittlerweile von König Salman von seinen Funktionen abgezogen. Über Kahtani wurde ein Reiseverbot verhängt, gegen ihn werde ermittelt.

Leiche bleibt verschwunden

Die Körperteile seien danach an einen Agenten außerhalb des Konsulatsgeländes übergeben worden. Wo sich die Leiche befindet, konnte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht sagen, diesbezüglich seien noch Nachforschungen im Gange.

Die Türkei verlangt jedoch weiterhin Aufklärung. Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu sagte am Donnerstag, die Stellungnahme des saudischen Generalstaatsanwalts sei "nicht zufriedenstellend" gewesen. "Es muss enthüllt werden, wer die echten Befehlsgeber waren", sagte Çavuşoğlu im Fernsehen. Der Sprecher des saudischen Generalstaatsanwalts hatte am Morgen in einer in Riad verlesenen Erklärung verkündet, dass die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe für fünf der Täter fordere. Insgesamt seien elf Männer angeklagt.

Çavuşoğlu kritisierte, dass es weiterhin keine Erklärung dafür gebe, wo die Leiche sei. Er fragte auch, was aus jenen Verdächtigen geworden sei, die die Behörden entlassen hätten. Saudi-Arabien hatte ursprünglich 18 Menschen in Gewahrsam nehmen lassen. Außerdem meldete er Zweifel an Riads Darstellung an, dass Khashoggi getötet worden sei, nachdem er sich geweigert habe, mit nach Saudi-Arabien zu reisen. Çavuşoğlu sagte: "Es war im Voraus geplant, wie dieser Mann getötet und zerstückelt werden sollte." Es sei eigens dafür Personal und Ausrüstung in die Türkei gebracht worden.

Außenminister gegen "Politisierung"

Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Jubeir sagte am Donnerstag, der Mord an Jamal Khashoggi sei nun eine gerichtliche Angelegenheit und sollte nicht politisiert werden. "Die Politisierung der Angelegenheit fügt der islamischen Welt einen Riss zu, während das Königreich nach der Einheit der islamischen Welt strebt", sagte Jubeir vor Journalisten in Riad. Es gebe noch unbeantwortete Fragen, aber Ankara habe drei Anfragen Riads abgelehnt, für ihre Sicht der Ermordung Beweise vorzulegen.

Kronprinz Mohammed bin Salman habe mit dem Mord "absolut nichts zu tun", sagte Jubeir.

Frankreich zufrieden

Die französische Regierung hat das Vorgehen der saudi-arabischen Behörden im Fall des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi grundsätzlich begrüßt. Die Ermittlungen gingen "in die richtige Richtung", erklärte das Außenministerium in Paris am Donnerstag. Eine Ministeriumssprecherin verwies darauf, dass sich 18 Verdächtige vor der Justiz verantworten müssten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte deutsche Forderungen nach einem Stopp von Waffenlieferungen wegen des Khashoggi-Falls Ende Oktober als "reine Demagogie" bezeichnet. Er sagte, zuvor müsse Saudi-Arabien Gelegenheit zu eigenen Ermittlungen gegeben werden. (red, 15.11.2018)