Erwin Bohatsch: "Fette Uhren sind mir zu protzig"
"Auf dem Foto bin ich mit einer Uhr von Jaeger-LeCoultre aus den 1960er-Jahren zu sehen. Es handelt sich dabei um ein Erbstück von meinem Großvater, das ich allerdings nur zu ganz besonderen Anlässen trage. Im Alltag sieht man mich mit einer klassischen Uhr von Junghans, gestaltet vom Designer und Architekten Max Bill. Ich mag ihre zeitlose und elegante Erscheinung, ihre Ziffern. Meine erste Uhr war auch ein Modell von Junghans.
Natürlich habe ich sie ganz klassisch zu meiner Firmung bekommen. Ich mache also eine weitverbreitete Uhrentradition durch: die erste Uhr zur Firmung, dann das Erbstück vom Großvater. Und irgendwann wird einer meiner beiden Söhne die Jaeger-LeCoultre tragen. Ob der andere dann sauer sein wird? Hoffentlich nicht, ich werde aber noch eine zweite Uhr für ihn anschaffen müssen, damit das gerecht abläuft. Manchmal liebäugle ich vor einer Auslage mit einer "Tangente" von Nomos.
Ein Künstlerfreund hat mir einmal geraten, ich solle mir eine richtig fette Uhr zulegen. Er meinte, das würde mir fehlen. Das ist mir allerdings zu protzig und klotzig. Nicht dass mir große, dicke Uhren nicht gefallen würden, aber solche Stücke müssen zum Träger passen, zu Typen, die gern auffallen, vielleicht Tattoos tragen. Zu mir passt eher das Flache und Elegante.
Eine Uhr ist nicht nur zum Anzeigen der Zeit da, es handelt sich um ein ästhetisches Statement und sagt durchaus etwas über den Träger und sein Image aus. Ich ziehe sie morgens an und abends aus, so wie meinen Ehering. Vielleicht klingt das ein bisschen altmodisch. Ich glaube nicht, dass die klassische Armbanduhr eines Tages aussterben wird, auch wenn sie sich neben all den Smart Watches, die auf den Markt kommen, vielleicht immer mehr zum Schmuck- und Prestigeobjekt entwickelt.
Wenn ich mit Zeichnen und Malen beschäftigt bin, schaue ich im Idealfall nicht auf die Uhr und kann die Zeit vergessen. So kommt man in den richtigen Flow, der einem zeitlosen Zustand gleicht." (Michael Hausenblas)
Erwin Bohatsch ist einer der bedeutendsten österreichischen Vertreter der abstrakten Malerei. Seit 2005 unterrichtet er an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Im Idealfall schaut Erwin Bohatsch beim Malen und Zeichnen nicht auf die Uhr, dann ist er im "Flow", wie er sagt.