Salzburg – Sie haben ein 13-jähriges Mädchen über Stunden in einer Wohnung in der Stadt Salzburg festgehalten, geschlagen, gequält, getreten und gedemütigt. Am Donnerstagnachmittag ist nun das letzte Urteil über zwei der insgesamt sechs am Landesgericht Salzburg Angeklagten gefällt worden. Ein nun 18-jähriger Salzburger ist zu 21 Monaten Haft, davon sieben unbedingt, verurteilt worden. Sein 16-jähriger Bruder zu 20 Monaten, davon sechs Monate unbedingt. Beide wurden heute aufgrund der Anrechnung der Untersuchungshaft enthaftet.

Das Brüderpaar soll das Martyrium des Mädchens initiiert haben. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen schwerer Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsentziehung und Drohung vor. Ihr Verfahren wurde zuvor vom Prozess ausgeschlossen, da Jugendrichterin Nicole Haberacker ein psychiatrisches Gutachten angeordnet hat, mit dem festgestellt werden sollte, ob sie in eine Anstalt für zurechnungsfähige geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen werden sollen. Die Burschen zeigten vor Gericht wenig Mitgefühl. Ein psychiatrischer Sachverständiger sollte feststellen, ob von ihnen durch ihre Gewaltbereitschaft und fehlende Empathie in unbehandeltem Zustand weiterhin eine Gefahr ausgeht und sie erneut solche Taten begehen könnten. Das wurde mit dem Gutachten entkräftet.

Therapie und Antigewalttraining

Die beiden waren auch angeklagt, mit einem gestohlenen Fahrzeug mit voller Wucht gegen ein Polizeifahrzeug geprallt zu sein. Zwei Beamte wurden dabei verletzt.

Beide Verurteilten müssen nun mehrere gerichtliche Weisungen erfüllen. Ihnen wurde von der Richterin aufgetragen, sich in Psychotherapie und psychiatrische Behandlung zu begeben und ein Antigewalttraining zu absolvieren. Beide bekommen Bewährungshilfe. Dem älteren Burschen wurde aufgetragen, in einer sozialpädagogischen Wohneinrichtung zu wohnen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Keine Erklärung zur Tat

Die anderen vier Angeklagten fassten Ende Juli Bewährungsstrafen zwischen zehn und 15 Monaten aus. Die Urteile sind mittlerweile rechtskräftig. Die sechs Jugendlichen haben sich bei dem Prozess weitgehend geständig gezeigt. Eine Angeklagte, die vor Gericht behauptete, das Opfer sei ihre beste Freundin, erklärte, sie könne sich nicht mehr an alles erinnern, weil sie unter Drogen gestanden sei.

Eine Erklärung, warum sie das Mädchen quälten, konnten die Jugendlichen vor Gericht nicht geben. "Ich weiß es nicht", war die häufigste Antwort in dem Prozess. Der Auslöser seien Beschimpfungen und ein gestohlenes Paar Schuhe gewesen, erklärte eine Angeklagte. Die 13-Jährige, die Teil der Clique war, kassierte eine Watschenrunde von ihren Freunden. Die "beste Freundin" drückte eine Zigarette auf ihrer Stirn aus. Sie schnitten ihr die Haare ab, beschmierten sie mit Eyeliner und Zahnpasta, bespuckten sie und gossen ihr Wasser mit Zigarettenstummeln über den Kopf. (Stefanie Ruep, 15.11.2018)