Lange wurde sein Name nur hinter vorgehaltener Hand genannt, jetzt geht Brustkrebsspezialist Michael Gnant in die Offensive. Er wehrt sich gegen seine Entlassung durch das AKH und den Vorwurf, Operationsprotokolle gefälscht und Patientinnen betrogen zu haben, indem er sie nicht selbst operiert hat.

Die konkreten Anschuldigungen werden Gerichte zu beurteilen haben. Aber außer Streit steht, dass Gnant in Sachen Brustkrebsforschung zur Weltspitze zählt und bei allen internationalen Krebskonferenzen auftritt. Das erklärt auch, warum sich so viele Privatpatientinnen an ihn gewandt haben – mehr, als er überhaupt operieren hätte können. Wer Brustkrebs hat, will den besten Arzt des Landes und ist bereit, dafür zu zahlen. Dazu kommt sein Hang zur Eigen-PR: Er betonte seine Leistungen, wo immer es ging.

Gnant hat selbst wenig operiert, aber er war ein engagierter Manager – und hat ein Team von guten Operateuren um sich geschart. Er war auch stets einer, der den notwendigen interdisziplinären Zugang in der Krebsbehandlung betont hat und mit Ärzten aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammengearbeitet hat.

Es scheint, als ob Gnant seine Patientinnen nicht deutlich genug darüber informiert hat, dass nicht er am Operationstisch stehen wird, und die Operationen nicht korrekt dokumentiert hat. Das war ein gravierender Fehler. Aber das heißt nicht unbedingt, dass er den Frauen geschadet hat. (Karin Pollack, 15.11.2018)