"Rosie & Moussa" über eine Freundschaft, die dem Grau der Großstadt trotzt. Dorothée Van Den Berghes Film wird in der flämischen Originalfassung gezeigt und deutsch eingesprochen.


Foto: Kinderfilmfestival

Wien – Während sich die hiesigen Heranwachsenden dem Vernehmen nach von sogenannten Influencern sagen lassen, was sie sich zum Christkind wünschen sollen, braucht Pichku nur auf seinen Bauch zu hören – oder eine Etage tiefer.

In der Slumhütte, die der kleine Held von Nila Madhab Pandas Film Pichkus Traum mit seinen Eltern bewohnt, gibt es, wie auch in der umliegenden Nachbarschaft, keine Toilette. Das Karma, die alte Hündin, hat ihn in eine Welt geworfen, in der man zum Defäkieren auf die Bahngleise gehen muss.

Harsche Lebensrealität

Für jemanden mit einer empfindlichen Nase und einem gewissen Bedürfnis an Privatsphäre ein Ding der Unmöglichkeit. Pichku sehnt sich daher jeden Tag nach nichts mehr als nach einem eigenen, zuckerlbunten Dixi-Klo.

Während die gesamte Slumgemeinschaft in bester Bollywood-Manier davon singt, er solle am Bahndamm doch einfach fest auf die innere Tube drücken, lassen Pichku und sein Leidensgenosse Gopi nichts unversucht, um ihr tägliches Geschäft etwas komfortabler zu machen. Ihre Bemühungen, die der Film als fröhliches Abenteuer zeigt, mögen hierzulande als leichtfüßiger Versuch erscheinen, Aspekte einer harschen Lebensrealität aufzuzeigen, in Indien selbst werden sie hingegen mitunter als Regierungspropaganda wahrgenommen.

Erinnerung an Nöstlinger

Als Teil der sogenannten Swachh-Bharat-Mission hat sich die indische Regierung nämlich zum Ziel gesetzt, bis zum 2. Oktober 2019, dem 150. Geburtstag Mahatma Gandhis, für ein Indien zu sorgen, in dem nicht mehr öffentlich herumgewürstelt wird. 90 Millionen Toiletten sollen dafür installiert werden, mit Toilet: A Love Story eroberte im Vorjahr bereits ein Film zum Thema die Lichtspielhäuser des Subkontinents.

Wenn Pichkus Traum kommende Woche im Wiener Cinemagic, Votiv-Kino und Cine-Center zu sehen ist, haben aber weder die MA 48 noch die Landesinnung der Sanitärtechniker ihre Finger im Spiel.

Vielmehr liegt es am Internationalen Kinderfilmfestival, das vom 17. bis 25. November zum bereits 30. Mal Kinderfilme aus aller Welt entdecken lässt. Kinogängern ab vier Jahren wird ein buntes Programm zwischen skandinavischem Trickfilm und ostafrikanischem Drama geboten. Ein kleines Sonderprogramm mit Coming-of-Age-Filmen und drei Workshops für Kinder wie Erwachsene finden ebenfalls noch Platz.

Indem die Filme in Originalfassung gezeigt und deutsch eingesprochen werden, soll neben der Leidenschaft für das Kino auch gleich der Klang der verschiedensten Sprachen vermittelt werden. Der Eröffnungsfilm sollte freilich vertraut klingen: In Erinnerung an die Ende Juni verstorbene Christine Nöstlinger wird Andreas Prochaskas Verfilmung ihres Kinderkrimis Die 3 Posträuber (1998) gezeigt. (Dorian Waller, 16.11.2018)