Die Metallindustrie muss nun tief in die Tasche greifen, um keinen Streik zu riskieren. Mit im Durchschnitt rund 3,5 Prozent Gehaltsplus zuzüglich höherer Überstundenzuschläge fällt die Lohnrunde heuer recht üppig aus. Das sei den 130.000 Beschäftigten der metalltechnischen Betriebe gegönnt. Auch die Betriebe werden die Anpassung großteils verkraften können, zumal der Lohnkostenanteil in Zeiten der Automatisierung an Bedeutung verloren hat. Dennoch kann nicht bestritten werden, dass der Abschluss für weniger florierende Unternehmen insbesondere dann kostspielig wird, wenn mehr Konjunkturwolken aufziehen sollten.

Die Arbeitgeber haben nun die Lehre aus den Vorgängen rund um das Arbeitszeitgesetz ziehen müssen. Mit dem Drüberfahren über die Interessenvertretungen der Arbeitnehmer brachte man die Gewerkschaft in Rage, die auf eine Kompensation pochte. Die jetzige Einigung ist insofern ein Schuss ins Knie für die Metallbetriebe, als in der Branche flexible Arbeitszeiten und somit der Zwölfstundentag längst gang und gäbe sind. Es wird nun teurer Ablass für eine Regelung geleistet, die nur einen geringen Nutzen hat.

Die zweite Lehre ist: Die Arbeitnehmer sind – zumindest in gut organisierten Bereichen – auch bei politischem Gegenwind nicht zu unterschätzen. Darauf sollte die Regierung mehr Augenmerk legen, wenn sie die nächsten Reformprojekte im Sozialbereich angeht. (Andreas Schnauder, 19.11.2018)