In dieser Woche soll es um ein Thema gehen, das über modische Fragen weit hinausreicht. Die Hauspatschen haben vielmehr einen Ruf zu verteidigen. Sie gelten als besonders zugewandtes Accessoire: Wer einmal in sie hineingeschlüpft ist, will nicht mehr aus ihnen hinaus. Das ist durchaus verständlich. Kaum ein Schuhmodell wird so sehr mit den schönen Stunden des Tages in Zusammenhang gebracht: In ihnen kuschelt man mit den Liebsten vor dem Kamin und lässt die Sorgen des Alltags links liegen.

Ihre Sprengkraft ist trotzdem nicht zu unterschätzen. Denn eine Sache wäre da dann doch: Die meisten Hauspatschen sehen schauderhaft aus. Um dieses Vorurteil zu überprüfen, muss nur einmal der Begriff "Hausschlappen" in die Google-Bildersuche eingegeben werden. Da offenbart sich das lange Elend auf einen Blick.

Google offenbart die schauderhaften Facetten des Hausschlapfens.
Foto: Screenshot

Schlussfolgerung dieser Kurzrecherche: Es gibt Menschen, die entscheiden sich für tierische Exemplare. Das Ergebnis: Füße fressen Einhorn, Bär, Tiger oder die Simpsons. Dann gibt es jene praktisch denkenden Familien, die gleich eine ganze Schlapfenarmada für ihre Gäste im Hausflur lagern haben. Außerdem die mit einem Treueabonnement beim deutschen Hersteller Birkenstock (erkennbar an mindestens fünf durchgelatschten Modellen mit einem fettig schimmernden Fußbett im Regal) und selbstverständlich jene, die sich ihres ökologisch reinen Gewissens willen sogar in den eigenen vier Wänden vergewissern müssen: mit selbst gefilzten Exemplaren, Individualität ist schließlich alles!

Schlapfen für draußen wie drinnen: Modell "Boston" aus der Kooperation von Birkenstock mit Rick Owens.
Foto: Hersteller

Sie werden nur noch von den Schlamperten und Unangepassten ("Hausschuhe sind nur was für Spießer!") übertroffen. Jene Gruppierung deckt sich alljährlich auf einem der alternativen Weihnachtsmärkte mit dicken Alpaka-Socken im Dreierpack ein, um mit ihnen ihr Altbau-Parkett zu polieren. Und die cleveren Kuscheltypen? Kaufen der Freundin Statement-Schlapfen: Ein "Süße Maus" auf dem Hausschuh kommt einen Winter lang möglichen Forderungen nach Kosenamen und sonstigen Bekenntnissen zuvor.

Sag's durch die Schlapfen: "Süße Mäuse" von Salamander.
Foto: Salamander

Der Kauf von Hauspatschen sollte also unbedingt als sensible Angelegenheit behandelt werden. Denn manch einer würde gar behaupten: Zeige mir deine Hausschuhe, und ich sage dir, wer du bist.

Das ist aber alles noch lange kein Grund, sich verunsichern zu lassen. Der große Vorteil der Hauspatschen? Sie können sich im Zweifelsfall elegant aus der Affäre ziehen. Und sich in eine Zimmerecke zurückziehen. (Anne Feldkamp, 22.11.2018)