Der Blick zurück auf die Fantasiewelten aus Jugendtagen ist ganz schön verklärt. Wo einst furchteinflößende Monster in gewaltigen Schlössern noch Stunden nach der Niederlegung des Controllers erschaudern ließen, findet sich 30 Jahre später nur noch eine kleine Pixelfigur mit Elektropiepstimme wieder. So schnell wie der technische Fortschritt vorangetrieben wurde, so rasch sind Videospiele auch gealtert. Und dennoch verbindet mitgealterte Spieler und die Spiele von damals eine Liebe, die sich schwer rationalisieren lässt. Vielleicht liegt es daran, dass alte Dinge einfach länger Zeit hatten, einem ans Herz zu wachsen. Oder daran, dass interaktive Geschichten sich stärker in den Langzeitspeicher brennen. Oder daran, dass Spieler damals bereits wussten, Pionierarbeiten eines aufstrebenden Mediums miterleben zu dürfen. Aber egal, aus welchen Gründen man der Nostalgie verfallen mag – Hersteller haben das Geschäft mit alten Games längst gewittert. Virtuell oder in Miniaturform: Die Konsolen der Kindheit sind heute angesagt wie eh und je.

Mario-Maschine

Die Miniaturausgabe des 1992 in Europa erschienenen Super-Nintendo-Entertainment-Systems lässt sich mit HDMI und USB an moderne Fernseher stöpseln und bietet mit 21 vorinstallierten Klassikern Ausflüge in Nintendos Pixelwelten von gestern. Zwei originalgetreue Controller sind dabei. Rückspul- und Speicherfunktionen bieten einen Komfort, den man damals nicht hatte. Die Spielauswahl ist mit Hits wie The Legend of Zelda: A Link to the Past, Mega Man X, Super Mario Kart oder Super Metroid exzellent, aber nicht erweiterbar. Für Sammler und Schenker. UVP: 79,99 Euro.

Foto: Nintendo

Kultiger Brotkasten

Bereits in den 1980ern lockte der Commodore 64 Kinder und Erwachsene vor die Röhrenschirme. Die Neuauflage ist nur halb so groß, vereint aber gleich 64 Spieleklassiker unter der Fake-Tastatur. Mit dem beigelegten Joystick darf man sich durch Lieblingstitel wie Winter Games, Paranoid, Speedball 2 oder Impossible Mission knüppeln. Zusätzlich kann man eine PC-Tastatur anschließen, um mit Basic eigene Spiele zu programmieren. Der Kultfaktor und die simple Handhabung sind definitiv ein Plus. Abzüge für die klapprige Verarbeitung. UVP: 79,99 Euro.

Foto: Hersteller

Kein CD-Spieler

Mit der Playstation rollte Sony Mitte der 1990er den Konsolenmarkt auf. Damals revolutionär: Games in 3D-Grafik und CDs als Datenträger. Das Mini-Remake Playstation Classic verzichtet auf ein optisches Laufwerk und kommt stattdessen mit 20 vorinstallierten Klassikern wie Grand Theft Auto, Resident Evil, Final Fantasy 7, Twisted Metal oder Tekken 3. Mit zwei Gamepads ist man gerüstet für Mehrspielerpartien. Wermutstropfen neben der begrenzten Spielauswahl: Die alte 3D-Technik kommt auf heutigen TVs nicht sehr schmeichelhaft zur Geltung. UVP: 99,99 Euro.

Foto: Sony

DIY-Hit

Wer auf eine originalgetreue Hülle verzichten kann und ein bisschen Bastelaffinität hat, sollte diese Do-it-yourself-Alternative in Betracht ziehen. Mit dem universell einsetzbaren Mikrocomputer Raspberry Pi und kostenlos erhältlichen Emulatoren kann man praktisch jede beliebige Retrokonsole zurück ins Wohnzimmer holen. Dafür benötigt man heute auch keine Programmierkenntnisse und Lötfähigkeiten mehr. Kurze und bündige Anleitungen finden sich genauso im Internet wie vollgepackte Spielbibliotheken. Controller bieten Dritthersteller an. UVP: 35 Euro. (zw, 8.12.2018)

Foto: Hersteller