Srinagar – Indiens Zentralregierung hat das Regionalparlament im Bundesstaat Jammu und Kaschmir nach Protesten wegen einer Zunahme von "Terrorismus und Gewalt" aufgelöst. Der von Neu-Delhi eingesetzte Gouverneur Satya Pal Malik begründete den Schritt am Mittwochabend mit dem Fehlen einer stabilen Regierung in der Krisenregion, in der zwei rivalisierende Parteigruppen die Regierungsbildung beanspruchen. Der von Indiens Premierminister Narendra Modi direkt ernannte Gouverneur Malik kündigte Neuwahlen zu einem "angemessenen Zeitpunkt" an, damit anschließend mit "klarem Mandat" regiert werden könne.

Modis hinduistisch-nationalistische Bharatiya-Janata-Partei (BJP) war im Juni aus der Regierung des nördlichen Bundesstaats ausgeschieden. Daraufhin bildete sich eine Allianz lokaler Parteien, die die Regierungsbildung für sich beanspruchte. Sie fordert ein Ende der Kontrolle Neu Delhis über Jammu und Kaschmir. Modis BJP warf dem Bündnis Nähe zum Terrorismus vor. Laut Gouverneur Malik wäre die Allianz nicht in der Lage gewesen, eine stabile Regierung zu bilden. Beobachter fürchten, dass die Auslösung des Regionalparlaments zu neuen Spannungen in dem Bundesstaat führen könnte.

Die Kaschmir-Region ist seit einem Krieg 1947 zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan geteilt, wird aber bis heute von beiden Staaten zur Gänze beansprucht. Seit 1989 kämpfen mehrere muslimische Rebellengruppen teils für die Unabhängigkeit Kaschmirs, teils für den Anschluss der Region an Pakistan. (APA, red, 22.11.2018)