Erik Guay stellt die Bretter in den Keller.

Foto: USA TODAY Sports/Eric Bolte

Lake Louise – Der kanadische Super-G-Weltmeister Erik Guay hat am Donnerstag in Lake Louise seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Ursprünglich hatte der 37-Jährige aus Mont Tremblant vorgehabt, noch eine volle Saison zu bestreiten. Die schwere Verletzung seines Landmannes Manuel Osborne-Paradis, der sich bei einem Sturz im Training einen Schien- und Wadenbeinbruch zuzog, habe aber ein endgültiges Umdenken bewirkt, erklärte Guay.

"Es macht keinen Sinn mehr, das Risiko einzugehen", sagte der Vater von vier Töchtern am Rande des aktuellen Alpinski-Weltcups in Lake Louise. Nach dem Sturz seines Teamkollegen wäre er "am liebsten mit dem Sessellift hinunter gefahren." Mit dem Vorzeige-Athlet hat der kanadische Skiverband innerhalb nur einer Woche schon den dritten Läufer in der noch jungen Saison verloren. Vergangene Woche hatte sich Broderick Thompson bei Training in Nakiska exakt am Jahrestag des tödlichen Unfalls von David Poisson dort eine schwere Knieverletzung zugezogen.

Speed-Spezialist Guay feierte insgesamt fünf Siege im Weltcup (3 Abfahrt, 2 Super-G) und gewann 2010 auch die Super-G-Wertung. 2011 war er in Garmisch-Partenkirchen Abfahrts-Weltmeister geworden, 2017 in St. Moritz legte er mit WM-Gold im Super-G und Silber in der Abfahrt nach.

Feuz zeigt auf

Vorjahressieger Beat Feuz hat unterdessen im zweiten Trainingslauf von Lake Louise klar gemacht, dass er wie Marcel Hirscher gleich sein erstes Rennen als Vater gewinnen möchte. Der sonst meist bluffende Abfahrts-Weltmeister aus der Schweiz erzielte am Donnerstag bei bedecktem Himmel 1,17 Sekunden vor Dominik Paris (ITA) überlegene Bestzeit. Johannes Kröll war als Dritter diesmal bester Österreicher.

Weil beim Speed-Saisonauftakt in Lake Louise gleich drei Abfahrtstrainings durchgeführt werden, nutzten viele Läufer den zweiten Lauf zu Materialtests. So auch Feuz, dem offenbar ein Goldgriff gelang, und Matthias Mayer, dem aber das Gegenteil passierte. Beim Super-G-Olympiasieger war nach Platz 27 und über drei Sekunden Rückstand auf den Head-Markenkollegen Feuz schnell klar, dass das erstmals angeschnallte Ski-Modell nicht für das Rennen infrage kommt.

Schmunzeln

Die Fabelzeit von Feuz quittierte der Kärntner schmunzelnd. "Es war von Anfang an klar, dass er hier immer schnell ist. Ich denke, er hat im Gegensatz zu mir heute seinen Rennski gefunden."

Deutlich besser als Mittwoch lief es hingegen für Vincent Kriechmayr (10.) und seinen Neo-Markenkollegen Max Franz (12.). "Gestern bin ich nicht gut Ski gefahren. Morgen noch ein Schritt und ein bisschen mehr ans Limit, zählen tut's dann eh erst im Rennen", erklärte der Oberösterreicher seine Marschrichtung.

Alles staunte freilich über Feuz, der normalerweise im Training eher zurückhaltend fährt. "Ich habe versucht, anzugreifen", erklärte er seine erst zweite Trainings-Bestzeit neben jener bei der Heim-WM 2017 überhaupt. Die sonst in Lake Louise so dominierenden Norweger waren hingegen abgeschlagen. "Der Schweizer Wilderer hat die Elche ein bissl vor dem Visier", scherzte Hannes Reichelt.

Startplätze

Am Freitag im letzten Training geht es vor allem für fünf ÖSV-Piloten um viel. Otmar Striedinger, Daniel Hemetsberger, Christian Walder, Christoph Krenn und Daniel Danklmaier fahren um zwei Startplätze für die Abfahrt am Samstag. (APA, red, 22.11.2018)