Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke geht nicht davon aus, dass sich der U5-Bau noch weiter verzögert.

Foto: Andy Urban

STANDARD: Wie fix ist, dass 2025 Konzerte von Superstars in einer neuen Multifunktionsarena in Wien vor 20.000 Fans stattfinden werden?

Hanke: Die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr hoch. Mit dem Projekt wollen wir Wien im Event- und Veranstaltungsbereich noch stärker positionieren. Derzeit vergleichen wir acht Standorte, um den besten herauszufiltern. Dieser Prozess soll bis Ende Jänner abgeschlossen sein. Ein Kernteam, das eng mit der Stadthalle verbunden ist, ist in der Stadt unterwegs und macht sich auch schon Gedanken über Funktionalität, Anbindung oder Logistik. Wir wollen auch mit Architektur punkten. Die Leute sollen nach Wien kommen und sagen: Schauen wir uns die Halle an, die gibt es sonst nirgends.

STANDARD: Wird die geplante Halle von den Dimensionen her mit der O2-Arena in London vergleichbar sein?

Hanke: Wir haben die großen Arenen in Amsterdam, London oder Paris als Vorbilder. Wir wollen mit unserer Halle an die Spitze.

STANDARD: Kann es sein, dass aus den Plänen auch nichts wird?

Hanke: Events werden immer größer. Die Stadthalle ist 60 Jahre alt und hat auf Dauer nicht mehr die Möglichkeiten, alle Anforderungen zu erfüllen. Die Alternative wäre, dass große Veranstalter nicht mehr nach Wien kommen, sondern nach Budapest, Bratislava oder Prag. Machen wir es kurz: Die Halle kommt.

STANDARD: Was wird aus der Stadthalle?

Hanke: Der Startschuss für die neue Arena kann nur dann erfolgen, wenn die Nachnutzung der Stadthalle geklärt ist. Ich kann mir vorstellen, dort mehr für Breitensport und Vereine zu schaffen. Die Halle F ist relativ neu, sie wird als Showbühne für 2.000 Besucher bestehen bleiben. Auch in die Stadthalle wird man investieren müssen, das wird Geld kosten. Das ist nicht alles so easy und chillig.

STANDARD: Welcher Standort für die neue Halle ist Ihr Favorit?

Hanke: Das Thema liegt mir am Herzen, nicht der Ort. Der muss nach soliden Überlegungen ausgewählt werden. Wir werden auf Experten hören.

STANDARD: Im Dusika-Stadion wird davon gesprochen, dass es für die neue Halle abgerissen werden könnte. Ist das eine Option?

Hanke: Es ist momentan kein Thema für mich. Ich halte nichts davon, Verunsicherung auszulösen. Aber ja, man muss in die Sportstätte Prater investieren. Da kann vieles passieren. Es könnte auch ein Standort einer neuen Halle sein, es gibt aber auch andere Überlegungen bis hin zu einem neuen Fußballstadion. Die Namen der acht Standorte nennen wir vorerst bewusst nicht.

STANDARD: Als Kostenrahmen nannten Sie 220 Millionen Euro.

Hanke: Das sind Erfahrungswerte von vergleichbaren Hallen. Wenn man in puncto Architektur mehr will als eine moderne Waschtrommel, kostet das Geld.

STANDARD: Das ist verdammt viel Geld. Woher soll es kommen?

Hanke: Wir überlegen, Partner ins Boot zu holen. Es gibt nur eine Handvoll Firmen, die im internationalen Showbusinessbereich unterwegs sind. Mit denen wird man reden.

STANDARD: Da geht es um Großkonzerne wie Live Nation?

Hanke: Genau das sind die Partner, die infrage kommen. Wichtig ist mir aber, dass die Stadt Wien über die Halle selbst bestimmt. Wenn, wird es also eine Partnerstruktur geben.

STANDARD: Der Bau soll über die Wien-Holding abgewickelt werden. Wird diese als Bauherr auftreten?

Hanke: Das ist noch alles offen. Wir haben in der Wien-Holding jedenfalls viel Erfahrung mit großen Bauprojekten.

STANDARD: Wie stehen Sie als Finanzstadtrat zu einem Neubau des Happel-Stadions?

Hanke: Ich kenne noch kein Projekt dazu. Ich habe Animationen mit einer Skisprungschanze gesehen, das wirkt zwar futuristisch, aber vielleicht sogar umsetzbar. Wenn etwas Handfestes da ist, werden wir uns damit beschäftigen. Meine Priorität ist die Multifunktionsarena. Alles andere kommt danach.

STANDARD: Bürgermeister Ludwig hat auch eine Donaubühne angekündigt. Wie sieht es damit aus?

Hanke: Wir haben stadtintern eine Arbeitsgruppe und überlegen, wo die Reise hingeht. Ein Standort auf der Donauinsel bringt einige Herausforderungen mit sich: den Hochwasserschutz oder die Frage, ob die Bühne permanent oder modulartig sein soll. Wir werden im ersten Quartal 2019 sicher einen Schritt weiter sein.

STANDARD: Wo auf der Donauinsel soll sich die Bühne befinden?

Hanke: Das ist noch offen. Die Donauinsel ist als möglicher Standort genannt worden. Hier gilt es abzuklären, inwieweit das realistisch ist.

STANDARD: Der U2/U5-Bau wird sich um rund ein Jahr verzögern – wegen zu hoher Angebote von Baufirmen bei der Ausschreibung. Muss Wien mehr Geld in die Hand nehmen als geplant?

Hanke: Die Auslastung von Hoch- und Tiefbau ist unglaublich hoch. Dann steigen die Preise. Das Baulos wurde nicht gezogen, weil man zu weit über den Kosten gelegen ist. Diese Entscheidung halte ich für richtig, auch wenn es dadurch zu einer Verzögerung kommt. Es kann nicht sein, dass die Istkosten so weit von den Plankosten entfernt liegen.

STANDARD: Wenn die neuen Angebote ähnlich zurückkommen: Verschiebt sich der U-Bahn-Bau dann noch weiter nach hinten, oder kommt es zu Kostenerhöhungen?

Hanke: Wenn es nicht günstiger wird, muss man nachjustieren. Projekte haben eine Dynamik. Das muss man dann auch klar und ehrlich kommunizieren.

STANDARD: Es wird also keine weitere Verzögerung geben?

Hanke: Davon gehe ich nicht aus.

STANDARD: Bei Ihrem Antritt haben Sie angekündigt, alle Stadträte aufzufordern, eine Einsparungsanalyse vorzulegen. Im Budget für 2019 finden sich aber in allen Bereichen mehr Mittel und eine weitere Neuverschuldung von 188 Millionen Euro. Wo wird gespart?

Hanke: Wenn Wien um etwa zwölftausend Personen pro Jahr wächst, ist klar, dass Infrastruktur, Bildungseinrichtungen, Spitäler für diese Menschen gebaut werden müssen. Es wäre vermessen, nur zu sparen um des Sparens willen, damit der Finanzstadtrat sich besser fühlt. Wir sind stolz, dass wir die Neuverschuldung jetzt halbieren. 2020 sollte unser Jahr des Nulldefizits sein, wo wir auf Euro und Cent diese schwarze Null erreichen müssen. 2021 werden erste Schulden zurückgezahlt. Daran können Sie mich messen. (Oona Kroisleitner, David Krutzler, 26.11.2018)