Andreas Schieder, ehemaliger Klubchef im Parlament, wird die SPÖ als Spitzenkandidat in die EU-Wahl führen.

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Wels – Das Timing von Andreas Schieder hätte besser sein können. Nicht nur war er "schneller als die Tür", sondern die Rasanz bescherte ihm auch just vor seinem großen Auftritt beim SPÖ-Parteitag in Wels ein Veilchen.

Auf die notwendige Erklärung zum blauen Auge folgte die grundsätzlich angelegte Erklärung zu Europa. Mit einem Stück Stacheldraht erinnerte der rote Spitzenkandidat für die kommende EU-Wahl an seinen einstigen Traum von einem Europa ohne Grenzen. Doch der ist mittlerweile zerplatzt, was der ehemalige SPÖ-Klubchef als Auftrag versteht: Anders als "die Salvinis, Orbáns, Le Pens, Straches und Kurz', die das gemeinsame Europa spalten" würden, wolle er für ein gerechtes und soziales Europa kämpfen. Er wolle eine europäische Gemeinschaft, in der große Konzerne angemessene Steuern zahlen, Umwelt-, Bildungs- und Sozialfragen nicht zulasten anderer gehen. Plakativ formulierter Wunsch: dass auch Turnschuhe ohne Kinderarbeit produziert werden sollen.

Andreas Schieder wird zum EU-Spitzenkandidaten der SPÖ gewählt.
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Delegierte statt Spindoktoren

Auch ein wenig Kritik durfte sein: "Viele fühlen sich von uns im Stich gelassen, weil wir uns viel zu lange mit uns selbst beschäftigt haben." Es brauche auch keine Spindoktoren, sagte er zu ein paar Hundert Delegierten: "Wir brauchen euch."

Und umgekehrt, wie ihm später Luca Kaiser, Sohn des Kärntner Landeshauptmannes Peter Kaiser, erklärte: "Du bist der beste Spitzenkandidat, den ich mir vorstellen kann", adressierte er an Schieder – mit viel Verve, aber ohne öffentlich demonstrierte Verärgerung. Für die Chefin der Sozialistischen Jugend, Julia Herr, die ihn den sechsten Listenplatz gekostet hat, fand Kaiser sogar ausgesprochen freundliche Worte: Sie sei es nämlich, die stets das Wort für die Jungen in der Partei ergreife.

Die neue Parteichefin Pamela Rendi-Wagner blieb in ihrer Europarede eher vage. Als Motto für den EU-Wahlkampf gab sie aus: "Stärkung durch Veränderung und nicht durch Bewahrung." Die EU-Liste kam gut an: 96,11 Prozent Zustimmung. (pm, riss, 26.11.2018)