Als hätten diesmal die Koreaner den Takt vorgegeben. Mit dem Kona Elektro haben die tüchtigen Fernost-Autobauer das erste Elektromobil zu halbwegs erschwinglichen Konditionen – Kostenpunkt: 43.990 Euro – auf den Markt geschlenzt, das einen in Sachen Reichweite nicht mehr ratlos hinterlässt. Von den 482 Kilometern WLTP-Reichweite gehen sich real meistens um die 400 aus, es sei denn, Sie brettern permanent mit Maximaltempo (167 km/h) auf deutscher Autobahn dahin, haben dabei die Heizung voll auf Anschlag und die Bordmusik auf Rockkonzertlautstärke justiert.
Eher ist schon die Frage, wo man den Kona, der unter Fans flugs zur Ikona mutiert, unterwegs bequem und mit ordentlich atü bestromen kann. Die Schnellladung mit 50 kW dauert eine Stunde 16 Minuten, dann ist der 64-kWh-Akku zu 80 Prozent voll, und es kann weitergehen. Bei 100 kW (sofern man eine solche Station findet; zwei Ionity-Standorte mit je vier Ladepunkten und bis zu 350 kW Ladeleistung gibt es derzeit in Österreich: an den Autobahntankstellen Mondsee und Eisentratten/Kärnten) dauert die Rast 38 Minuten oder, in italienischen Maßeinheiten gerechnet, drei, vier Espressolängen plus Brioche. Mit 150 kW (204 PS) und 395 Nm gerät der Fronttriebler gern einmal an seine Traktionsgrenzen, also immer schön pomali auf dem Gas- vulgo Strompedal.
Als etwas günstigeres Schwestermodell stößt im Jänner der Kia e-Niro dazu. Mit weitgehend identischer Technik – er wird allerdings in zwei Ausformungen greifbar: Die Basisversion (36.690 Euro) schafft mit 100 kW (136 PS) und 39,2-kWh-Akku eine WLTP-Reichweite von 312 km, die starke (41.090 Euro) kommt mit 64-kWh-Batterie und 150-kW-Motor (siehe Kona) 485 Kilometer weit. Wermutstropfen: Die ersten 100 Autos sind bereits verkauft, wer jetzt bestellt, kommt im Juni zu seinem Auto. Damit ist Österreich andererseits und ausnahmsweise einmal früher bedient als Deutschland.
Jetzt wird's leider gleich unleistbar, bei den E-SUVs geht's nämlich weiter mit der Oberklasse. Bereits verfügbar ist der Jaguar I-Pace, er kostet schlanke 78.380 bis 92.360 Euro. Die Briten haben mit dem 4,68-Meter-Auto trotzdem den Vogel abgeschossen, da sie als erster namhafter Gegner zum Tesla Model X (5,04 Meter lang, Einstiegsmodell mit 75-kW-Batterie: ab 98.100 Euro) auf der Walstatt erscheinen. Anders als der Ami ist der Jag fahrdynamisch eine Offenbarung. Projektleiter Wolfgang Ziebart, Ex-BMW-Entwickler, hat ihm folgende Eckdaten mitgegeben: Allradantrieb mittels zweier E-Motoren mit zusammen 294 kW (400 PS), 90-kWh-Batterie, Reichweite (WLTP): 480 Kilometer.
Zur Ladedauer eine kleine Indiskretion. Kollege Michael Völker, auf den Testwagen eingeteilt, steht frühmorgens in der Garage irritiert vor mir: "Laut Info braucht er noch 36 Stunden zum Laden. Das kann doch nicht stimmen. Hat der vielleicht eine Fehlfunktion?" Hat er nicht, und das nämlich ist der Pferdefuß bei all den großen Batterien, die jetzt kommen. Hängst du die an den normalen Haushaltsstrom, lädst also den I-Pace mit 2,3 kW, dann dauert das gut und gern eineinhalb bis zwei Tage, bis er Frühlingsstatus vermeldet, sprich: voll im Saft steht. Michaels Reaktion: "Aber das ist ja ein Wahnsinn." Halb so schlimm, denn die Kunden, weiß Importeurssprecher Dieter Platzer, ließen fast durch die Bank eine Wallbox (7,5 kW) installieren, woraus sich eine Ladedauer von ca. zwölf Stunden ergibt. Bei Gleichstromladen mit 100 kW (80 Prozent) reduziert sich das auf 40 Minuten. Wartezeiten gibt's beim I-Pace auch, aber nicht dramatisch – viereinhalb Monate.
Allrad beim I-Pace wurde bereits angesprochen, dieser Antrieb ist auch bei den in Kürze folgenden SUVs angesagt: Audi e-tron, Mercedes EQC, Volvo XC40, BMW iX3, VW I.D. Crozz, Skoda Vision E. Der e-tron hat 1.) nichts mit dem Disney-Scifi-Schinken Tron von 1982 und dessen unsäglicher Fortsetzung von 2010 zu tun und ist 2.) mit Marktstart erstes Quartal '19 praktisch schon greifbar. Der Audi ist größer (4,90 Meter) und teurer (ab 82.000 Euro) als der I-Pace und fährt mit zwei E-Motoren (300 kW / 408 PS) und 95-kWh-Batterie laut WLTP über 400 km weit. Sommers folgt ihm der gute Stern unter den E-SUVs, der Mercedes EQC. Mit 4,76 Metern zwischen I-Pace und e-tron positioniert, bei den Leistungsdaten auf Audi-Niveau (zwei E-Motoren, 300 kW / 408 PS), liegt der EQC bei der Batteriekapazität – 80 kWh – aber unter den beiden. Soll trotzdem für knapp 400 Kilometer Reichweite reichen. Auch noch 2019 starten soll Volvos Elektro-XC40, zu dem aber noch keine Technikdaten vorliegen.
Beim 2020 auftretenden E-SUV-Trio ist technisch noch nichts Konkretes durchgesickert, man muss sich deshalb noch ein bisserl mit den Daten der Studien behelfen. Beginnen wir mit dem bayerischen iX3, weil er die vorherige Premiumriege abschließt. Oans, zwoa, SUVa: Der X3 ist 4,71 Meter lang, das wird auch in etwa das iX3-Maß werden. An Bord: E-Motor mit 200 kW (270 PS) und 70-kWh-Batterie, avisierte WLTP-Reichweite: über 400 Kilometer. Die Technik teilen werden sich VW I.D. Crozz (4,63 Meter lang) und Skoda Vision E (4,65 Meter) – bedeutet im Studienfall: Allrad, 225 kW (306 PS) und bis 500 Kilometer Reichweite. Und warum so viele SUVs als E-Mobile? Klare Sache: Weil die jede(r) kauft. (Andreas Stockinger, 10.12.2018)