Bild nicht mehr verfügbar.

Sport zu treiben begeistert die Jugendlichen, das ergab zumindest eine Befragung zur Freizeitgestaltung von Schülern in Linz.

Foto: Michael Helbig/dpa

Auf die Frage, wie Jugendliche ihre freie Zeit verbringen, werden viele Erwachsene zuallererst an Smartphone und Computer denken. Dazu stellen sich Assoziationen zu Internetsucht, Mobbing, Essstörungen und gesundheitlichen Problemen durch Bewegungsmangel ein. Aber wie schlimm ist es wirklich?

An der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich wollte man es genauer wissen und startete das einjährige Projekt "Time4me" zur Untersuchung des jugendlichen Freizeitverhaltens. Mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler vom Khevenhüller-Gymnasium in Linz wurden befragt. "Wir haben gemeinsam mit Schülern der siebenten Klasse einen Fragenkatalog zu den Themen Freizeitgestaltung, Aktivitätsmuster und gesundheitsbezogene Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen entwickelt", berichtet die Projektleiterin Renate Ruckser-Scherb. "Diesen umfangreichen Online-Fragebogen sollten die Schüler aller Klassen beantworten." Der Rücklauf war enorm. "Von rund 600 Schülern zwischen zehn und 18 Jahren haben 550 den Fragebogen ausgefüllt", sagt Ruckser-Scherb.

Was bei dieser Befragung herauskam, war für sie und ihre Kollegin Karin Lettner eine Überraschung. Die jungen Befragten gaben an, mehr Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen als damit, sich im virtuellen Raum herumzutreiben. Generell scheint es den jungen Leuten ziemlich gut zu gehen. "Wir konnten keine negativen Auffälligkeiten wie etwa verbreitetes Mobbing oder exzessiven Medienkonsum feststellen", so Ruckser-Scherb. "Natürlich kamen diese Probleme bei einzelnen Schülern vor, aber wir haben uns für die Durchschnittswerte interessiert." Und die schauen folgendermaßen aus: rund vier Stunden Freizeit an einem Schultag, sieben Stunden an freien Tagen. Wobei sich eine kleine Genderdifferenz offenbarte: "Die Mädchen gaben etwas weniger Freizeit an als die Buben." Ob sie mehr lernen oder stärker für Haushaltsarbeiten herangezogen werden, blieb offen.

Ihre freien Stunden sollten die Schüler in Kategorien wie "Sozialzeit" oder "Medienzeit" aufteilen. "Den größten Teil an schulfreien Tagen nimmt mit 21 Prozent die Zeit ein, die sie mit Freunden verbringen", sagt die Projektleiterin. Erst weit danach kommt mit 20 Prozent die "Medienzeit" mit PC, Handy und Co. "Es gibt zwar Ausreißer, die extrem lange Medienzeiten angeben, aber die Durchschnittswerte sind durchaus nicht besorgniserregend." Immerhin nehme auch die Zeit mit der Familie ziemlich viel Raum ein (18 Prozent). Lesen, Musikhören und "Chillen" bringen es im Feld "Zeit mit dir selbst" auch auf beachtliche 18 Prozent. Sogar die "aktive Zeit" mit Musizieren und Sport macht noch immer zwölf Prozent aus. Auf dem vorletzten Platz (sechs Prozent) der Freizeitbeschäftigungen landete das Shoppen, und das Schlusslicht ist die "Kulturzeit" (vier Prozent) mit Theater- und Museumsbesuchen.

Sportliche Jugend

Besonders überraschte die beiden FH-Lehrenden die am häufigsten genannte Lieblingsfreizeitbeschäftigung. Denn die findet nicht in virtuellen Räumen statt, sondern auf einer sehr realen Ebene: "Sowohl von den Buben als auch von den Mädchen wurden sportliche Aktivitäten am häufigsten als beliebteste Freizeitbeschäftigung genannt", so Renate Ruckser-Scherb.

Um die Auswirkungen des Freizeitverhaltens auf das körperliche und psychische Wohlbefinden zu überprüfen, haben die beiden Ergotherapeutinnen ein sStandardisiertes Assessment in Form von 50 Fragen in die Untersuchung eingebaut. "Damit ließ sich belegen, dass die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Schüler erstaunlich hoch ist", sagt Ruckser-Scherb. "Wir konnten keine negativen Auffälligkeiten feststellen, auch die Mobbingwerte sind nicht besonders hoch." Zwar seien unter den 550 befragten Schülerinnen und Schülern einige, die aufgrund hohen Medienkonsums, Mobbings oder zu wenig Schlafs eine schlechte Lebensqualität aufwiesen – das seien aber Einzelfälle.

Insgesamt ist es ein unerwartet positiver Befund, den diese Studie den befragten Linzer Gymnasialschülern ausstellt. Ob man ihn verallgemeinern kann? Dazu sind noch umfassendere Untersuchungen nötig.

In der Auseinandersetzung mit ihrem Freizeitverhalten haben die Schüler Ideen für befriedigende Beschäftigungen in der Schule abseits des Unterrichts entwickelt und ihrem Direktor eine Wunschliste vorgelegt. Diese umfasst eine Schulband sowie Debattier-, Foto- oder Filmklubs. (Doris Griesser, 29.11.2018)