Glasklar besser für die Umwelt: Glasflaschen lassen sich recyclen oder refillen.

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450 Jahre dauert es, bis eine PET-Flasche (Polyethylen) zerfällt. Auch anderer Müll aus Plastik bleibt der Menschheit lange erhalten: Ein Sackerl zerfällt nach zehn bis 20 Jahren, an den schnellen Kaffeegenuss erinnert ein Coffee-to-go-Becher noch 50 Jahre lang.

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"Klar, bei uns bekommen Sie Wasser." Der junge Mann im Bioladen in Berlin-Moabit lächelt freundlich. Er meint damit nicht die Flaschen, die man kaufen kann, sondern Leitungswasser, das in mitgebrachte Behälter gefüllt wird. Ähnlich verhält es sich in einem Reisebüro in Mitte. "Wer um Wasser bittet, bekommt welches", sagt eine Mitarbeiterin. "Wir finden die Aktion gut, weil sie Plastik spart und genug Leitungswasser da ist."

Dass Durstige unterwegs nicht im Supermarkt eine Plastikflasche kaufen müssen, sondern an immer mehr Orten in Deutschland einfach kostenlos Leitungswasser nachfüllen können, ist Stephanie Wiermann zu verdanken. Die Grafikerin und Webdesignerin, die nördlich von Hamburg lebt, bemüht sich seit Jahren, plastikfrei zu leben.

Aufkleber für Teilnehmer

Auf der Insel Bali und im englischen Bristol lernte sie eine Initiative kennen, die ihr auch für Deutschland durchführbar schien: "Es ist bestechend einfach. Man braucht bloß einen Aufkleber für die Läden, die mitmachen, und eine Website", meint Wiermann.

Natürlich wurde es dann doch sehr viel Arbeit, doch die 51-Jährige stellte 2017 Refill Deutschland auf die Beine. An mittlerweile mehr als 3.000 Orten können alle, die Durst haben, ihre mitgebrachten Flaschen kostenfrei mit Leitungswasser auffüllen. Ein Aufkleber mit einem blauen Wassertropfen weist am Eingang auf die Möglichkeit hin.

Es beteiligen sich Bioläden, Cafés, Restaurants, Friseure, Apotheken, Blumenläden. In Berlin ist auch ein Bestatter dabei. "Es sollte selbstverständlich werden, Leitungswasser zu trinken und Plastikflaschen überflüssig zu machen", sagt Wiermann über das Ziel. Dass es noch ein wenig dauern wird, ist ihr klar: "Veränderung braucht Zeit."

Doch sie erinnert an eine andere Entwicklung, die auch ihre Zeit brauchte: "In den Achtzigerjahren wurden wir als Öko-Spinner belächelt, wenn man mit der Baumwolltasche einkaufen ging. Heute gibt es Baumwollbeutel in jedem Haushalt." (Birgit Baumann, Portfolio, 16.1.2019)