Hansjörg Hofer, Behindertenanwalt, sieht bei den Rechten behinderter Menschen zwar einige Fortschritte in den letzten 25 Jahren. Allerdings übt er anlässlich des internationalen Tages des Menschen mit Behinderung auch Kritik an der Regierung.

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Wien – Anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember hat Behindertenanwalt Hansjörg Hofer am Freitag auf die gesellschaftlichen Nachteile von Behinderten aufmerksam gemacht. Probleme seien der schwierige Zugang zum Arbeitsmarkt, die mangelnde Barrierefreiheit und Bundesländer-Unterschiede bei den Rahmenbedingungen für die persönliche Assistenz, erklärte Hofer.

Trotz großer Fortschritte seit der erstmaligen Ausrufung des Tags der Menschen mit Behinderung 1993 gibt es laut Hofer in vielen Bereichen noch Nachholbedarf. Um die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, forderte der Behindertenanwalt etwa, Dienstgebern, die Behinderte anstellen, die Lohnnebenkosten für ein bis zwei Jahre zu erlassen. 24.000 Menschen seien derzeit in "Tagesstrukturen" beschäftigt und erhielten statt eines Arbeitsentgeltes nur ein Taschengeld – mit negativen Auswirkungen auf deren soziale Absicherung.

Ein weiteres Problem für Behinderte sei die mangelnde Barrierefreiheit des Zugangs zu ihren Wohnungen. Hier müssten Gesetzesänderungen für einen Rechtsanspruch auf Barrierefreiheit sorgen. Hinsichtlich persönlicher Assistenz fordert Hofer bundesweit einheitliche Regeln. Derzeit gebe es höchst unterschiedliche Rahmenbedingungen in den Bundesländern.

Diakonie hebt Probleme bei Menschen mit Sprechbehinderungen hervor

Die Direktorin der Diakonie, Maria Katharina Moser, forderte in einer Aussendung eine bessere Unterstützung für die rund 63.000 Personen mit Behinderungen beim Sprechen. Die Finanzierung der meist teuren Kommunikationsgeräte gleiche aktuell "einem bürokratischen Hürdenlauf". Sie appellierte daher an die Politik, entsprechende Schritte zu setzen: "Erst ein Anspruch auf rechtlicher Basis verschafft Menschen die Sicherheit, dass alle, die Unterstützung benötigen, diese auch bekommen." Ein selbstbestimmtes Leben sei nur möglich, "wenn man sich selbst ausdrücken kann, sei es durch Sprache, Gebärden oder elektronische Hilfsmittel".

Kardinal Christoph Schönborn sprach sich für eine stärkere Integration von Behinderten in Kirche und Gesellschaft aus. Der Wiener Erzbischof erinnerte an die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung, die Österreich vor zehn Jahren ratifiziert habe: Seither sei "viel Gutes geschehen, wichtige Maßnahmen wurden gesetzt, um die Menschenrechte von Menschen mit Behinderung zu fördern und zu schützen", doch es bleibe noch viel zu tun. (APA, 30.11.2018)