Bis auf die Westbahn und zwei Dutzend Güterbahnen hängen die ÖBB, Landes- und Kommunalbahnen am Tropf der öffentlichen Hand.

Foto: APA / Robert Jäger

Die Streikdrohung hat gewirkt, die Eisenbahner haben sich doch noch zusammengerauft. Die Bezüge des fahrenden Personals werden um 3,4 Prozent angehoben, und der Weihnachtsfriede ist gewahrt.

Als Beweis für das Funktionieren der Sozialpartnerschaft sollte der wohlinszenierte Schlagabtausch samt Verhandlungsmarathon dennoch nicht gewertet werden. Denn im Gegensatz zur Metallindustrie, in der Löhne und Gehälter nach Einkommen gestaffelt um drei bis 3,6 Prozent (mindestens 80 Euro) angehoben werden, zahlt die Gehälter der Bahnbediensteten fast zur Gänze der Steuerzahler.

Einzig die Westbahn und zwei Dutzend Güterbahnen müssen die Millionen in freier Wildbahn verdienen, alle anderen "Privatbahnen" hängen als Landes- oder Kommunalbahnen am Tropf der öffentlichen Hand – wie die ÖBB.

Das heißt nicht, dass die Staatsbahnen nicht aufs Geld schauen müssen. Aber ein paar Zehntelprozentpunkte mehr sind nicht spielentscheidend, wenn der Umsatz hauptsächlich aus Verkehrsdienst-Bestellungen des Bundes, der Länder und Gemeinden kommt.

Relativ ist insbesondere der Produktivitätsfortschritt, mit dem die Gewerkschaft ihre Forderungen zu untermauern suchte. Ihn muss man mit der Lupe suchen. Denn mit hundert Fahrgästen mehr in einem Zug steigt vielleicht die technische Produktivität, nicht aber die des eingesetzten Zugpersonals. Vom Gewinn, der unterm Strich bleibt, ganz zu schweigen.(Luise Ungerboeck, 3.12.2018)