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Ende November wurde in Budapest für den Verbleib der Central European University demonstriert.

Foto: REUTERS/Bernadett Szabo

Budapest – Die Budapester Central European University (CEU) kehrt Ungarn den Rücken. Die in den USA akkreditierten Programme werden in Zukunft in Wien weitergeführt. "Wir wurden hinausgezwungen", sagte CEU-Rektor Michael Ignatieff am Montag. "Das ist beispiellos. Eine US-Institution wurde aus einem Land vertrieben, das ein Alliierter (der USA, Anm.) in der Nato ist. Eine europäische Institution wurde aus einem EU-Mitgliedsstaat verdrängt."

Ab dem Wintersemester 2019/20 werden die Studierenden in Wien aufgenommen, bestätigte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). "Die CEU hat sich ihre Entscheidung, Budapest zu verlassen, nicht leicht gemacht", schrieb Ludwig in einer Aussendung. Umso wichtiger sei es, "dieser renommierten und gleichzeitig so sozial ausgerichteten Universität ein herzliches Willkommen zu bereiten".

Auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) begrüßten die Übersiedlung. "Mit dieser Entscheidung wird Wien als Wissenschafts- und Forschungsstandort massiv gestärkt und das universitäre Angebot erweitert", schrieb Vassilakou in einer Aussendung. Faßmann hofft auf eine Kooperation der CEU mit den österreichischen Fachhochschulen und Universitäten. Davon würden alle profitieren.

Umstrittenes Hochschulgesetz

Die CEU bietet postgraduale Lehrgänge in verschiedenen Sozialwissenschaften, in Jus und Mathematik an. Sie besteht aus zwei akademischen Teilen: der ungarischen Mitteleuropäischen Universität, die ungarische Diplome vergibt, und der amerikanischen Central European University, die amerikanische Diplome vergeben durfte. Die Akkreditierung in Ungarn behält sie, wird in Zukunft aber als rein ungarische Hochschule wirken und keine US-Diplome mehr ausstellen.

Die 1991 vom US-Milliardär George Soros gegründete Uni wurden wegen der sogenannten "Lex CEU" zum Abzug aus Ungarn gedrängt. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung von Premier Viktor Orbán das Hochschulgesetz modifiziert, das neue Auflagen für Universitäten wie die CEU schuf, die nicht von Personen aus der EU betrieben werden: Zum einen müssen sie in ihrem Heimatland ihren Sitz und einen Campus haben. Mit dem Bard College in New York hat die CEU mittlerweile eine Filiale auf die Beine gestellt.

Bilaterales Regierungsabkommen nötig

Zudem müssen aber auch die Heimatländer der betroffenen Unis ein entsprechendes zwischenstaatliches Abkommen mit Ungarn abschließen. Ein solches liegt zwar als Entwurf vor, wurde aber von der Orbán-Regierung bis zur der CEU gesetzten Frist am 1. Dezember nicht unterzeichnet.

Für die Weigerung gebe es seitens der Regierung keine verständliche Erklärung, kritisierte die stellvertretende CEU-Rektorin Éva Fodor vergangene Woche im APA-Gespräch. Es gehe vielmehr um einen "politischen Angriff" auf die Universität. "Es liegt nicht im Interesse der Regierung, dass wir denkende Menschen ausbilden, dass hier solche Meinungen geäußert werden, mit denen einzelne Regierungsmitglieder nicht einverstanden sind."

Otto-Wagner-Spital ab 2023/24 als Standort vorgesehen

Während neue Studierende nun ab 2019 im neuen Campus in Wien immatrikuliert werden, sollen aktuelle Studierende ihre universitäre Ausbildung in Budapest beenden können. Ab dem Semester 2023/24 soll die CEU dann das Otto-Wagner-Spital in Wien als Standort nutzen. Bis dahin soll es eine Zwischenlösung geben, damit der Betrieb ab Herbst 2019 möglich ist. Wo die Uni ihr Zwischenquartier haben wird, sei noch unklar, hieß es aus dem Büro von Bürgermeister Ludwig.

Die Verhandlungen zwischen der Stadt und der CEU liefen zuletzt "auf Hochdruck", sagte Bürgermeister Ludwig vergangene Woche. Eine endgültige Entscheidung sei "in den nächsten Monaten vorgesehen". Auch am Montagabend ist Ludwig zufolge ein Treffen mit hochrangigen CEU-Vertretern im Wiener Rathaus geplant.

Vergangene Woche hieß es, es werde noch darüber verhandelt, in welchem Umfang die CEU das Areal mieten wird. Angedacht sei die Nutzung von 17 Pavillons für den universitären Betrieb, für die Unterbringung der Studierenden und Lehrenden sowie für die Gastronomie, berichtete Ludwig. Auch ein Verkehrskonzept muss noch ausgearbeitet werden. Bis zum Wintersemester 2023/24 müssen einige Pavillons freigemacht und anschließend saniert werden. Diese Arbeiten wird die Stadt laut Ludwig mit einer eigenen Gesellschaft durchführen. Die Kosten sollen über den Mietvertrag refinanziert werden. (maa, ook, APA, 3.12.2018)