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Keine Haare auf der Handfläche – warum ist das so?

Foto: REUTERS/Jim Bourg

Von einer gerechten Verteilung des Haarwachstums kann beim Menschen nicht die Rede sein – die einen ärgern sich über Haarverlust, die anderen über üppigen Bewuchs an unerwünschten Stellen. Eines haben jedoch die allermeisten gesunden Menschen gemeinsam: Nahezu ihr ganzer Körper ist von feinsten Härchen bewachsen, die oft nur beim genauen Hinsehen erkennbar sind. Aber eben nur nahezu, denn es gibt auch völlig nackte Stellen: Auf den Handflächen und den Fußsohlen sprießt tatsächlich nichts, auch zwischen Zehen und Fingern und auf den Lippen nicht.

Warum das so ist, beschäftigt Wissenschafter schon lange. Klar ist, dass die Antwort im DNA-Bauplan der Hautzellen zu finden sein muss, wo bestimmte "Schaltermoleküle" steuern, ob Haarfollikel ausgebildet werden und welche Art Haare wachsen. Forscher um Sarah Millar von der University of Pennsylvania in Philadelphia haben nun entdeckt, welcher Mechanismus hinter der Haar-Hemmung an bestimmten Körperstellen steckt.

Blockierter Signalweg

Schon aus früheren Studien ist bekannt, dass der sogenannte Wnt-Signalweg eine Rolle beim Haarwachstum spielt. Er ist einer von vielen Pfaden, über die Zellen auf äußere Signale reagieren können. "Blockiert man diesen Signalweg in Hautzellen, bleiben sie haarlos, aktiviert man ihn hingegen, setzt Haarwachstum ein", erklärt Millar. Sie und ihre Kollegen testeten nun, was den Wnt-Signalweg in bestimmten Hautarealen des Körpers blockieren könnte.

Wie sie im Fachblatt "Cell Reports" berichten, ist dieser Hemmstoff ein Protein mit dem klingenden Namen Dickkopf-related protein 2, kurz DKK2. Untersuchungen an Mäusen zeigten, dass in der Haut ihrer Fußsohlen (die wie beim Menschen haarlos sind) DKK2 in hoher Konzentration vorkommt. Wenn die Forscher das Protein aus den Zellen entfernten, wuchsen den Tieren Haare auf den Fußsohlen.

Möglicher Therapieansatz

In einem weiteren Schritt analysierten Millar und Kollegen Zellproben von Säugetieren, die im Gegensatz zu Mensch und Maus schon Haare auf den Sohlen haben, etwa Kaninchen. Es zeigte sich, dass DKK2 in deren Sohlen-Zellen kaum aktiv ist. Nach Ansicht der Forscher ist das ein Hinweis darauf, dass sich die Expression von DKK2 im Lauf der Evolution verändert hat, um den Haarwuchs an die jeweiligen Anforderungen der Tiere anzupassen.

Welche Rolle das Protein DKK2 beim Menschen im Detail spielt, ist noch nicht geklärt. Die Forscher spekulieren aber, dass die Substanz auch mit unerwünschter Haarlosigkeit in Verbindung stehen könnte. Sollte sich bestätigen, dass die WNT-Inhibitoren auch beim Haarausfall eine wichtige Rolle spielen, könnte dies ein Ansatz für neue Therapien sein. (red, 1.1.2019)