Die großen Ballaballa- und Thekenphilosophen International Music zu einer untypischen Tageszeit. Ihr Album "Die besten Jahre" spielt eher nachts.

Foto: Staatsakt

Wien – Wenn der Algorithmus stimmt, ist es nicht ganz so schwer, diese Band zu gugeln. Als bezüglich deutscher Musik abseits von Kai Giesinger oder Mark Forster unbedarfter Konsument ist die Online-Präsenz des deutschen Trios International Music allerdings fast so zeitaufwendig nachzuverfolgen wie jene einer Band, die sich Aluhut oder gleich Porno nennt.

Als sicher gilt, dass es sich bei International Music um ein Trio handelt. Es stammt aus dem deutschen Essen, die laut Statistik als neuntgrößte Metropole Deutschlands gilt und im Ruhrpott liegt, in dem Stadtgrenzen bekannterweise eher fließend verlaufen.

Melancholie zwischen Schenkelklopfern

Ihr heuer im Frühjahr beim Label Staatsakt erschienenes Album Die besten Jahre zählt im Genre heiter spinnerter deutscher Popmusik jedenfalls zu den herausragenden Ereignissen. Pedro Goncalves Crescenti (Gesang, Bass), Peter Rubel (Gesang, Gitarre) und Joel Roters (Schlagzeug) haben sich auf den drei Handvoll Liedern ihres Debütalbums nicht nur mit dem schön von Drogen niedergeschlagenen Weltekel und Zynismus Velvet Undergrounds auseinandergesetzt oder auch einer Melancholie, wie sie zwischen den Schenkelklopfern des Ruhrpott-Kollegen Helge Schneider durchblitzt.

Auch die Neue Deutsche Welle, der Krautrock der 1970er-Jahre und irgendwas mit alter neuer Schule aus Hamburg (Blumfeld oder die Sterne, aber auf doof?) oder dem scheinbar frei-assoziativen Sprachfluss von Andreas Spechtl bei Ja, Panik sind hier herauszuhören.

Hoffentlich ist es noch dunkel

Lyrik, das bedeutet nicht immer reine Poesie, das bedeutet manchmal auch reine Blödheit. In einem der großen Hits von Die besten Jahre, dem Song Metallmädchen, heißt es etwa: "Metallmädchen mit deinen Schuhen / bist du zu groß für mich / du bist einfach zu groß für mich ..." Auch die anderen Lieder beschäftigen sich im gut abgehangen historisierenden Stil gitarrenlastiger Popmusik und orgiastischer Orgeleinsprengsel mit einem Leben an der Bar und dessen die Zeit zur Schlaufe werden lassendem Smalltalk-Mantra. Titel wie Kneipe, Cool bleiben oder Kopf der Band sprechen eine eindeutige Sprache.

Irgendwann wird im Lokal das Licht angehen, und alle müssen raus auf die Straße. Hoffentlich ist es draußen noch dunkel. Wer geht schon am Abend davor mit einer Sonnenbrille in der Jacke raus? Vorher wird noch mit sehr viel Ballaballa im Gehirn auf sehr selbstverständliche Weise Schwachsinn produziert.

International Music machen den Soundtrack dazu: "Was gibt’s, das mir nur der Rektor sagen kann? Mein Magen tut mir weh, ich will nicht in die Schule." (Christian Schachinger, 3.12.2018)