Gottfried Waldhäusl (FPÖ) ist in Niederösterreich als Landesrat für Asyl und Tierschutz zuständig – und in seiner Partei für den Stammtisch.

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Dafür, dass Gottfried Waldhäusl den Job gar nicht wollte, scheint er sich in der Rolle des Landesrats ganz schön wohlzufühlen. Und dafür, dass er selbst gelobte, einen Stilwechsel vom polternden Klubobmann zum sachlichen Regierungsmitglied zu vollziehen, wirkt der FPÖ-Mann nach wie vor rhetorisch ungebändigt. Das zeigt sich aktuell in Waldhäusls Umgang mit dem Fall der Flüchtlingsunterkunft in Drasenhofen, war aber zuvor schon sichtbar.

Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) verteidigte in der "ZiB 2" am Freitag die Unterkunft in Drasenhofen.
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"Mit Händen und Füßen" will sich der damalige FPÖ-Klubobmann im niederösterreichischen Landtag gewehrt haben, als er den blauen Platz in der Landesregierung besetzen sollte. Der steht den Freiheitlichen der Landesverfassung nach ihrer Mandatsstärke wegen automatisch zu, der logische Kandidat dafür kam im Februar 2018 aber nun doch nicht infrage: Udo Landbauer wurde seiner Liederbuch-Affäre wegen von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner als Partner in der Landesregierung ausgeschlossen.

Die FPÖ war in Personalnot, Waldhäusl sprang ein. Und das, obwohl er aus Sicht vieler Beobachter der geborene Klubobmann war: Ein Scharfmacher, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt, den politischen Gegner rhetorisch hart angreift. Nun würde sich der 53-Jährige zügeln müssen, hieß es bei seinem Wechsel in die Landesregierung.

Die Debatte über das Asylheim Drasenhofen geht weiter. Das Haus mit dem Stacheldraht wurde am Freitag gesperrt, die minderjährigen Bewohner umgesiedelt. Der verantwortliche Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl ist mit Rücktrittasufforderungen konfrontiert, die er zurückweist.
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Verbale Entgleisungen

Waldhäusl kommt aus dem Waldviertel, genauer gesagt aus Pfaffenschlag: einem Nachbarort von Waidhofen an der Thaya, wo der Landesrat nach wie vor Vizebürgermeister ist und seine Frau ein Gasthaus betreibt. Mit 20 Jahren übernahm er die Landwirtschaft seiner Eltern, Jörg Haider persönlich soll ihn bald darauf in die FPÖ geholt haben.

Nach drei Jahren im Bundesrat wechselte der Politiker 1998 in den niederösterreichischen Landtag, 2008 wurde er Klubobmann der Freiheitlichen – und leistete sich regelmäßig verbale Entgleisungen.

Als "Anwälte von Kinderschändern" bezeichnete Waldhäusl ÖVP, SPÖ und Grüne, als sie seinen Antrag auf chemische Kastration von Sexualstraftätern ablehnten. Später warf er der Landespolitik vor, Familienleistungen zu kürzen, während "Schwuchteln" unterstützt werden. Einen Gefängnisstandort im Waldviertel lehnte er 2017 ab – mit der Erklärung, er wolle solchen "Abschaum" nicht in seiner Region.

Sprachliche Mäßigung: Nicht so recht geklappt

Dann wurde der Klubobmann Landesrat, und der STANDARD befragte ihn zu seiner "Abschaum"-Aussage. "Ich habe niemals dieses Wort verwendet", protestierte Waldhäusl – um im gleichen Atemzug zu erklären, dass es Straftäter gebe, "bei denen man berechtigterweise von Abschaum sprechen kann".

Mit der sprachlichen Mäßigung hat es also nicht so recht geklappt. "Es kann sich jeder bei mir melden und kann sich zwei, drei gerne mit nach Hause nehmen, ich habe kein Problem damit", polterte der Asyllandesrat auch auf Ö1, als vergangene Woche Kritik an der Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Drasenhofen laut wurde.

Blaue Kernwählerschaft

Waldhäusls Stil passt so gar nicht zum Bemühen der FPÖ im Bund, seriöser aufzutreten – zumindest auf den ersten Blick. Auf blauen Facebook-Seiten findet sich viel Zuspruch für die Politik des Landesrats: Bei der Kernwählerschaft scheint er gut anzukommen. Und die Bundespartei stärkt ihm den Rücken. Vielleicht weil der Landespolitiker eine wichtige Schlüsselfunktion für die Partei einnimmt. Er hat keine bekannten Verbindungen in die rechte Szene, ist auch kein Burschenschafter, sondern ein klassischer Stammtischpolitiker. Einer, wie ihn die FPÖ gerade wegen eines stellenweise sachlicheren Kurses gut gebrauchen kann.

Gottfried Waldhäusl hat also keinen Grund, seine Politik oder seinen Stil zu ändern. Selbst wenn er könnte. (Sebastian Fellner, 3.12.2018)