Die Kompendien für die "Neue Homöopathie" findet man nämlich in der Buchhandlung und man erfährt, dass "sanfte Heilung" auch ohne Globuli funktioniert. Man benötigt dazu nur einen hautfreundlichen Filzstift und – zum Beispiel – das Buch "Homöopathie zum Aufmalen – Zeichen, die helfen" von Dagmar und Ewald Neff.  Ein kleiner Crashkurs aus dem Werk: Das Y stehe für Stärkung und Aufbau, und helfe bei Problemen und Schmerzen. Das Sinus-Zeichen wandle eine für den Organismus negative Wirkung um, vier Striche helfen bei abklingenden Beschwerden, um etwas aufzulösen. Der Blogger rät: Seien Sie außer Haus vorsichtig mit den vier Strichen, vor allem wenn Sie sich im Supermarkt eine Jause holen. Der Scanner an der Kasse könnte Sie als Barcode erkennen und dann finden Sie sich auf dem Kassenzettel zwischen der Leberkäsesemmel und dem Gurktaler-Almkräuterlikör wieder.

Die Symbole kann man sich zur Not auch einritzen

Auch Petra Neumayr ("Heilen mit Symoblen") hat sich der "Informationsmedizin" verschrieben. Da sei eine schöne Sache, "weil sie kann von jedem angewendet werden, und sie nichts kostet. Wenn wir das anwenden, bündeln wir einfach unsere Absicht." Neumayr wendet die magischen Symbole auch bei kleinen Wehwehs unterwegs an, und wenn zufällig mal kein Kugelschreiber im Verbandszeug ist, ritzt sie sich das magische Mal einfach in die Haut: "Das ist, wie wenn man sich das Zeichen in die Aura malt."  

Das "Y" verleiht einem Stärke und hilft bei Schmerzen.
Foto: derstandard.at

Der österreichischer Autor Ölwin Pichler ("Neue Homöopathie in Theorie und Praxis") ist der Sache ganz genau auf den Grund gegangen und hat sich die Gletschermumie Ötzi genau angesehen. Bei dem haben Forscher vor einigen Jahren tatsächlich mehr als 60 Tätowierungen entdeckt, die auf eine Art Tätowierung oder Akkupunktur zu urgeschichtlichem Heilungszwecken schließen lassen. Das lässt den Proponenten der "Neuen Homöopathie" natürlich keine Ruhe.

Schon der Doktor im Ötzi-Tal wusste Bescheid

Bei Ötzi, so Pichler, habe man unter anderem ein "balkengleiches Kreuz am Knie" gefunden. Und nachdem das Kreuz das Zeichen für ein "Halt" sei, deutet das auf Knieschmerzen hin. Strichgruppen an der Lendenwirbelsäule deuten darauf hin, dass es ihn auch dort ein wenig gezwickt habe. Aber die Zeichen des Ötzi-Doktors hätten wohl geholfen. Der hätte nicht nur gewusst, "dass Strichkombinationen Felder aufbauen, die wiederum auf Bioorganismen wirken", sondern auch, "dass ich die Wirkung wieder stoppen kann, indem ich das Feld mit einem senkrechten Strich versehe." 

PS.: Die werten (männlichen) Leser werden ersucht, in den Kommentaren auf folgenden Witz zu verzichten: "Ich habe mir gestern vor dem Zubettegehen einen Penis auf den Bauch gemalt, und heute früh..." Eh schon wissen. Der Witz hat mittlerweile einen Bart. Bitte seriös bleiben. (Christian Kreil, 8.12.2018)

Leuchtende Augen-Faktor: ★★★☆☆

Umtauschgefahr-Faktor: ★☆☆☆☆

Den Beschenkten verärgern-Faktor: ★★★☆☆

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