Es war ein ungewöhnlicher Tag für eine Kongressanhörung. Außerhalb des Kapitols in Washington hatten die Temperaturen des Sommers neue Rekorde erreicht, Hitzewellen und Dürren zerstörten die Ernte der Landwirte. Im Inneren des Gebäudes machte sich James Hansen für seine Rede bereit. "Wir gehen mit 99-prozentiger Sicherheit davon aus, dass es in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einem Trend der Erderwärmung kam", sagte der Klimawissenschafter mit ruhiger Stimme. Mit großer Gewissheit seien die vom Menschen verursachten Treibhausgase dafür verantwortlich.

Die Rede Hansens fand im Juni 1988 statt und löste weltweite Berichterstattung und Debatten zur Erderwärmung aus. Rund dreißig Jahre nach Hansens Rede hat die Bedeutung des Themas eher zu- als abgenommen. Der Klimawandel nimmt heute massiven Einfluss auf alle erdenklichen Lebensbereiche, Gesellschaften, Politik und Wirtschaft.

Nicht zuletzt deshalb ordnen Forscher, Unternehmen und Thinktanks die Entwicklung als langfristigen Trend, als sogenannten Megatrend, ein. Schon sechs Jahre bevor Hansen seine Rede im Senat hielt, hatte der Trend- und Zukunftsforscher John Naisbitt ein Buch mit dem Titel "Megatrends" publiziert, das zu einem Weltbestseller wurde und die moderne Trend- und Zukunftsforschung prägte. Naisbitt definierte Megatrends darin als "große soziale, ökonomische, politische und technologische Veränderungen, die uns für einige Zeit beeinflussen – zwischen sieben und zehn Jahren, oder auch länger."

Globale Auswirkungen

Im Vergleich zu kurzfristigen Trends wie etwa in der Mode oder im Konsum sind Megatrends daher längerfristigere Entwicklungen, die nicht nur einen Gesellschaftsbereich betreffen, sondern unser Weltbild verändern und die politische und wirtschaftliche Situation von Unternehmen und Branchen, Organisationen, Gesellschaften und Ländern umkrempeln.

Meist sind Megatrends in ihren Auswirkungen global, können jedoch in verschiedenen Regionen der Welt und gesellschaftlichen Schichten unterschiedlich ausgeprägt sein. Zudem können sich Megatrends in ihren Bestandteilen und Auswirkungen überlagern und manchmal schwer voneinander abgegrenzt werden.

1982 definierte Naisbitt zehn Megatrends. Er sah unter anderem einen Wechsel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft, ein wachsendes Kontaktbedürfnis durch technologischen Fortschritt und eine stärker vernetzte Weltwirtschaft, durch die wir uns auf einen "Weltfrieden" zubewegen würden, als wichtigste Trends. Nicht alle der von ihm definierten Megatrends haben sich bewahrheitet.

Denn, so warnt der deutsche Trendforscher Sven Gábor Jánszky: "Unsere soziale Welt, und damit auch die Welt der Trends, Zukünfte und Innovationen, funktioniert nicht nach Gesetzen, die man erkennen und als allgemeingültig voraussetzen kann."

Nichtsdestotrotz hat die Analyse von Megatrends für Unternehmen, Organisationen und Staaten nicht an Bedeutung verloren, und die Anzahl von Trendforschern in Organisationen, Thinktanks und Unternehmensberatungen hat seither zugenommen. Bei der Auswahl, Gewichtung und Bezeichnung von aktuellen Megatrends sind sich die Forscher allerdings nicht immer einig. Wir haben einige Trends zusammengetragen, die einen groben Überblick zu wichtigen Entwicklungen geben.

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33 Prozent des weltweiten Ackerbodens sind laut UN-Organisation FAO mäßig bis schwer beschädigt.

Megatrend 1: Ernährung

Wie Sensoren unser Essen gesünder machen sollen

Die Produktion erinnert an ein Chemielabor: Dicht nebeneinander stehen kleine Gurkenpflanzen, sind über schmale Schläuche mit Nährstoff- und Wasserleitungen verbunden. Laufend werden Temperatur, Licht, CO2-Konzentration und Düngemittel überwacht – nicht von menschlichen Augen, sondern über Kameras und Sensoren. Diese leiten die Informationen an ein Computersystem weiter, von wo aus eine Software mithilfe unterschiedlicher Algorithmen die Temperatur und andere Einstellungen für die Pflanzen anpasst. "Das Ziel ist, dass die Software irgendwann die Entscheidung von Menschen übernimmt", sagt die dortige Gartenbauwissenschafterin Silke Hemming.

Die Hightech-Anlage ist Teil der Universität Wageningen in den Niederlanden. Die Universität gehört zu den bekanntesten und führenden Forschungszentren im Bereich Nahrungstechnologie. In einer Anspielung auf den Start-up- und Innovationscluster Silicon Valley hat sich seit einigen Jahren die Bezeichnung Food Valley für die Region rund um Wageningen etabliert. Rund 150 Unternehmen, von Start-ups über etablierte Lebensmittelproduzenten, haben sich seither um die Universität angesiedelt.

Technik definiert Qualität

Sie alle glauben, Teil eines Trends zu sein, bei dem die Nahrungsindustrie durch den Einzug von Technologie neu definiert wird. Denn die Liste an Forschungsgebieten und technologisierten Prozessen ist lang: Roboterarme, die mithilfe von Sensoren bestimmen, wann eine Frucht reif ist und geerntet werden muss und die mithilfe künstlicher Intelligenz eigenständig lernen sollen, GPS-Technologien und Drohnen, die Felder genau abmessen und den Zustand jeder Pflanze bestimmen, Kühe, die mit Sensoren ausgestattet sind, welche deren Verhalten und Gesundheit beobachten und Pflanzen, deren Stammzellen verändert werden, um das Wachstum zu beeinflussen. "Um in Zukunft zehn Milliarden Menschen nachhaltig ernähren zu können, muss die Landwirtschaft effizienter werden", sagt der Umweltwissenschafter von der Universität Wageningen, Wim de Vries. "Außerdem wird man immer mehr auf pflanzliche Ernährung umstellen und Lebensmittelabfälle vermeiden müssen." Die Strategie von Wim de Vries und seinen Kollegen: den Verbrauch von Wasser, Pestiziden und CO2 in der Landwirtschaft weiter zu minimieren und mit neuen Technologien die Ernte zu steigern.

Die Nahrungsindustrie ist dabei nur eine von vielen Branchen, in denen Technologisierung und Digitalisierung eingezogen sind. Neben neuen Erkenntnissen im Bereich der Gentechnik, in der die Genschere Crispr mittlerweile in vielen Regionen zur Praxis in der Forschung geworden ist und es möglich macht, das Erbgut zielgenau zu verändern, versprechen Technologien wie künstliche Intelligenz, Augmented Reality und Drohnen eine Erweiterung oder gar Umwälzung verschiedener Branchen. Während Blockchain langsam Einzug in die Welt der digitalen Transaktionen nimmt, entstehen weltweit die ersten bewohnbaren Häuser aus dem 3D-Drucker. Alle Entwicklungen und Innovationen deuten auf einen längerfristigen Trend: Technologie verändert sich heute schneller als jemals zuvor.

Foto: Reuters/Kim Kyung-Hoon

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133 Prozent: Um diesen Prozentsatz wird sich laut UN der Anteil der über 60-jährigen bis 2050 erhöhen.

Megatrend 2: Bevölkerungswachstum

2050 sollen sich laut UN fast zehn Milliarden Menschen auf der Erde tummeln

Stellt man die Entwicklung der Weltbevölkerung seit der Entstehung der Menschheit bis heute in einem Diagramm dar, zeigt sich zunächst ein relativ einseitiges Bild: Die Linie, welche die Bevölkerung symbolisiert, bleibt über fast die gesamte Länge konstant am Boden haften. Aber plötzlich, fast gegen Ende des Diagramms, hebt sie sich beinahe senkrecht in die Höhe. Es lohnt sich, sich die Zahlen genauer zu verdeutlichen: Es brauchte hunderttausende von Jahren, bis die Weltbevölkerung eine Milliarde Menschen erreichte. Dann, in nur rund 200 Jahren, versiebenfachte sich die Zahl. 2017 erreichte die Weltbevölkerung die Sieben-Milliarden-Marke, heute steht die Weltbevölkerung bei rund 7,6 Milliarden Menschen.

Ermöglicht haben die Entwicklung bessere medizinische Behandlungsmöglichkeiten, Medikamente und ein höherer Lebensstandard in vielen Teilen der Welt. Denn während die Geburtenrate laut den Vereinten Nationen zwar von 4,5 Kindern pro Frau in den 1970er-Jahren auf 2,5 Kinder pro Frau im Jahr 2015 zurückgegangen ist, ist die durchschnittliche globale Lebenserwartung von 64,6 Jahren Anfang der 1990er-Jahre auf heute 70,8 Jahre angestiegen.

Zwar hat sich die Wachstumsrate der Weltbevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten verlangsamt, trotzdem wird das Wachstum in der Zukunft weitergehen. Laut UN-Berechnungen soll die Weltbevölkerung bis 2050 fast zehn Milliarden Menschen erreichen und könnte sich gegen Ende des Jahrhunderts bei rund 11,2 Milliarden Menschen einpendeln. Bis 2050 wird sich die Zahl der über 60-Jährigen demnach um 133 Prozent erhöhen. Das größte Bevölkerungswachstum wird es in Afrika geben, wo sich die Population bis 2050 verdoppeln könnte, heißt es in einem 2016 veröffentlichten Bericht der OECD. Zurückgehen wird das Bevölkerungswachstum nur in Europa, weshalb die Bedeutung und Zahl von Zuwanderern nach Europa laut OECD steigen wird.

Einige Auswirkungen scheinen zunächst auf der Hand zu liegen: Steigt die Bevölkerung, werden mehr Wasser, Lebensmittel und Energie benötigt, es kommt zu einer Zunahme von Müll und Verschmutzung – und damit steigt die Belastung für die Umwelt. Allerdings ist der Effekt nicht in jedem Land gleich: Ein Einwohner in den USA verbraucht im Durchschnitt rund 16 Tonnen CO2 im Jahr, in Indien sind es pro Kopf nur rund zwei Tonnen CO2. Zudem steigen in einer alternden Bevölkerung die Kosten für gesundheitliche Behandlungen, während weniger Arbeitskräfte einer größeren Zahl an Pensionisten gegenüberstehen.

Lebenslanges Lernen

Allerdings sehen einige Trendforscher und Analysten auch Chancen in der Entwicklung und verwenden dafür klingende Begriffe wie "downaging" und "lebenslanges Lernen". Die Erklärung dazu: Ältere Menschen sind heute oft fitter und gesünder als früher und sehen sich auch während der Pension nach Beschäftigungsfeldern um. Fort- und Weiterbildungen werden auch in späteren Lebensphasen angeboten und verlangt – oder von den Personen selbst aktiv gesucht. Unterstützt werden die Älteren von neuen Technologien aus der Robotertechnik und den Neurowissenschaften, die ihnen ein längeres und gesünderes Leben ermöglichen sollen. .

Foto: AP/Andrew Matthews

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Die Städte wachsen. Das schafft auch neue Probleme.

Megatrend 3: Urbanisierung

Übervolle U-Bahnen, Müllberge und Luftgüte in den Megacitys

Es ist ein etwas belustigender Anblick: Eine U-Bahn hält in einer Station im Herzen Tokios während der Rushhour, und Männer und Frauen in Anzügen drängen sich durch die Öffnung. Weil in der U-Bahn kaum mehr Platz ist, werden die Menschen von Wachmännern langsam ins Innere gedrückt, bis sich schließlich die Tür hinter den Passanten schließen lässt. Das Schauspiel spielt sich in der Stadt beinahe täglich ab, die Einwohner haben dafür bereits den Begriff "tsukin jigoku" erfunden, was wörtlich "Pendlers Hölle" bedeutet. Mehr als 27 Millionen Menschen leben in der Metropolregion Tokio, die Stadt zählt zu den dichtesten und bevölkerungsreichsten weltweit.

Die Entwicklung Tokios spiegelt sich im allgemeinen Trend der Urbanisierung wider. Während Anfang des 19. Jahrhunderts nur zwei Prozent der Weltbevölkerung in Städten lebten, waren es 1950 schon dreißig Prozent. Heute lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, bis 2030 werden es nach Schätzungen der Vereinten Nationen bereits mehr als sechzig Prozent sein. Den größten Zuzug in urbane Zentren werde es demnach in Asien, Afrika und Lateinamerika geben, was die politische und ökonomische Bedeutung dieser Städte für die globalisierte Weltwirtschaft erhöht.

Während sich für einen Großteil der Bevölkerung bedeutende Arbeitsmöglichkeiten in den Städten ergeben, die sich vor allem an dem wachsenden Dienstleistungssektor orientieren, birgt die schiere Größe Tokios wie auch anderer Megacitys gewaltige Herausforderungen: Rund ein Kilo Müll fällt in Tokio pro Person und Tag an, ein Großteil davon wird verbrannt, was zur Luftverschmutzung rund um die Stadt beiträgt. Viele der öffentlichen Transportmittel und Straßen sind überlastet, die Grundstückspreise in der Stadt zählen zu den höchsten der Welt.

Smart Citys als intelligente Lösung

Neben neuen Wohnräumen und einem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel arbeiten Städteplaner deswegen auch an Konzepten sogenannter Smart Citys. Diese arbeiten beispielsweise mit "intelligenten" Straßenlichtern, die sich bei vorbeigehenden Passanten zu bestimmten Zeiten einschalten, oder entwickeln Apps, die Autofahrern in Echtzeit verfügbare Parkplätze anzeigen. In einigen Städten sorgt zudem der Ausbau von Fahrradwegen für eine Entlastung der Straßen und öffentlichen Verkehrsmittel.

Foto: Reuters/Bobby Yip
Hitze, Kälte, Unwetter - der Klimawandel bewegt viele Menschen

Megatrend 4: Klimawandel

Die Marshallinseln könnten von der Landkarte verschwinden

Vor wenigen Tagen brachte die globale Erderwärmung einen ironischen Beigeschmack für ein Unternehmen mit sich: Weil nicht genügend Meereseis zur Verfügung stand, musste das US-amerikanische Ölunternehmen Hilcorp Energy seine Pläne für Ölbohrungen in der Arktis aufschieben. Denn um mit den Bohrungen beginnen zu können, muss das Unternehmen eine temporäre Schotterinsel errichten. Da das Eis, auf dem das Unternehmen den Schotter transportieren muss, allerdings zu dünn ist, musste Hilcorp den Baubeginn der Insel nun ein Jahr später als geplant ansetzen. Einen Monat zuvor hatte die Trump-Regierung Ölbohrungen nördlich von Alaska wieder freigegeben und das Verbot von Expräsident Barack Obama aufgehoben.

Noch im September, dem Monat, an dem das arktische Meereseis regelmäßig sein Minimum erreicht, hatte die Nasa berichtet, dass sich das Meereseis in der Arktis auf dem sechstniedrigsten Stand befand, seit mit den Aufzeichnungen begonnen wurde. Die US-Behörde geht davon aus, dass das Arktiseis jedes Jahrzehnt mit einer Rate von 12,8 Prozent schmilzt. Das hat vor allem für einen ganz anderen Teil der Erde direkte Auswirkungen: Auf den Marshallinseln werden derzeit Möglichkeiten diskutiert, wie mit dem steigenden Meeresspiegel umgegangen werden soll. Neben einer Auswanderung denken die Bewohner darüber nach, neue Inseln zu errichten oder bestehende Inseln zu erhöhen. Erst vor wenigen Tagen hatte die Präsidentin der Marshallinseln, Hilda Heine, den Vereinten Nationen neue Ziele für die Reduktion der Treibhausgase ihres Inselstaates eingereicht. Viel Zeit bleibt nicht: Rund 286 Milliarden Tonnen Eis schmelzen laut Nasa jedes Jahr in Grönland, 127 Milliarden Tonnen in der Antarktis.

Weltweite Bedrohung

In einem Bericht des UN-Weltklimarats von Oktober befinden sich die Marshallinseln auf der Liste der besonders gefährdeten Nationen. Die globale Erwärmung hat aber Auswirkungen auf alle Regionen: Laut IPCC haben schon jetzt extreme Wetterereignisse zugenommen, bei einer Erwärmung von 1,5 Grad Celsius würden 70 bis 90 Prozent aller Korallenriffe verschwinden. Laut der NGO Carbontracker dürfte nur rund ein Drittel der derzeit bekannten fossilen Brennstoffe verbrannt werden, um den Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts unter zwei Grad Celsius zu halten.

Währenddessen nehmen Investitionen im Bereich erneuerbarer Energien langsam Fahrt auf. Globale Investitionen in den Bereich stiegen laut der Agentur Bloomberg von 2016 auf 2017 um zwei Prozent. Die meisten Investitionen erfolgen in China und dort vor allem in Solarenergie.

Foto: APA/Hans Punz

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12,6 tausend Österreicher haben ihr Vermögen derzeit mithilfe eines Robo-Advisors angelegt.

Megatrend 5: Chancen für Anleger

Megatrends geben auch an der Börse den Ton an und schaffen dort Chancen

Wie kann man sich einen digitalen Vermögensberater, genannt Robo-Advisor, vorstellen? Ein Roboter wie in dem US-Science-Fiction-Film "I, Robot", nur mit Anzug, Krawatte und Aktentasche? Hier machen traditionelle Vergleiche wenig Sinn, denn Robo-Advisors sitzen weder am Schalter in einer Bank, noch strecken sie bei der Begrüßung ihre metallene Hand aus. Selbst wenn ihnen Bankhäuser zeitweise menschliche Namen geben, handelt es sich bei Robo-Advisors vor allem um Algorithmen. Diese sollen anhand eines Onlinefragebogens Anlagestrategien für Sparer entwickeln. Für Befürworter sind Robo-Advisors transparenter, bequemer und günstiger als ihre humanen Mitbewerber. Anstatt für die Vermögensberatung in die Bank zu gehen, können die Finanzen jederzeit und von überall erledigt werden, die Gebühren seien niedriger, die Beratung durch Unterstützung wissenschaftlicher Modelle objektiver, so die Prämisse.

Derzeit sind die Robo-Advisors noch in der Minderheit: In Deutschland haben bisher 200.000 Anleger ihr Vermögen den digitalen Verwaltern anvertraut, der Anteil am Gesamtmarkt liegt bei rund 0,2 Prozent, wie aus einem Whitepaper der Unternehmensberatung TME AG und Wiener Marketingagentur Growth Ninjas hervorgeht. Umfragen zeigen zudem, dass viele Anleger den Robotern noch skeptisch gegenüberstehen.

Doch auch wenn die Anfangseuphorie um die Robo-Advisors verflogen ist, gehen TME AG und Growth Ninjas davon aus, dass sich die Robos schnell weiterentwickeln können. Damit könne sich der Wettbewerb zwischen Fintechs und Banken weiter verschärfen und sich der Druck auf das traditionelle Bankgeschäft erhöhen.

Ob traditionelle oder digitale Vermögensberater: Für Anleger ist es in beiden Fällen wichtig, langfristige Trends im Auge zu behalten, heißt es von Vermögensberatern. "Gewinner am Aktienmarkt sind jene Unternehmen, deren Geschäftsmodell von langen positiven Trends getragen wird – wie beispielsweise die rasante Technologieentwicklung oder die Alterung der Gesellschaft. Fonds, die diese Megatrends nutzen, gehören in jedes Portfolio", sagt Adam Lessing, Fidelity-Chef für Zentral- und Osteuropa.

Langer Atem vonnöten

Unternehmen, die auf disruptive Technologien setzen, etwa im Bereich Industrie oder Gesundheit, können zu den Wachstumstreibern an der Börse werden, erklärt Paul Severin von Erste Asset Management. Allerdings seien bei Sparten wie der Biotechnologie auch höhere Kursschwankungen als in konservativen Branchen üblich, etwa wenn es darum geht, ob Medikamente eine Zulassung bekommen. Wer in Megatrends investiert, müsse einen längerfristigen Blick auf die Börse entwickeln und kurzfristige Verluste verkraften können, so Severin.

Ein besonderes Thema seien auch nachhaltige Fonds. Sie setzen neben Rendite auch auf andere Parameter, etwa darauf, wie die Ressourcen zukünftiger Generationen durch Investitionen erhalten werden können. Bisher seien nachhaltige Fonds vor allem für institutionelle Anleger interessant gewesen, allerdings komme der Aspekt der Nachhaltigkeit nun immer mehr auch bei privaten Anlegern an, sagt Severin. "Nachhaltigkeitsthemen beginnen immer mehr auch das traditionelle Investment zu beeinflussen." (Jakob Pallinger, Portfolio, 22.1.2019)

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