Feld-, Fluss-, Wald- und Bergsteirer unterscheiden sich fundamental. Das wissen wir seit Reinhard P. Grubers abgründigem Heimatroman Aus dem Leben Hödlmosers. In Grubers Typologie fehlt jedoch einer: der Schneesteirer. Mit Winterbeginn verlässt dieser blitzschnell seine Deckung, um Duftmarken im natürlichen Lebensraum zu setzen – gelegentlich auch zur Balz. Erste Exemplare des Schneesteirers streifen bereits durchs Revier. In ihrem Element sind sie momentan auf der Frauenalpe (1.997 m) oberhalb von Murau.
Zur Fortbewegung bedient er sich bemerkenswerter Anpassungen: Winterwanderschuhe oder Schneeschuhe. Die Unterart des "Scheiß-ma-nix-Steirers" ist sogar schon auf Skiern unterwegs – wenig materialschonend. Der gemeine Schneesteirer hält sich aber nur in Notzeiten auf der Frauenalpe auf. Sie ist kein ideales Habitat für ihn. Es mangelt an der bevorzugten Beute: Höhenmeter, Gehstunden und Steilabfahrten.
Bequeme Höhenmeter
Bis auf die Frauenalpe sind es 400 bequeme Höhenmeter. Deshalb trifft man dort auch häufig auf den Feinstaubsteirer, der im Winter aus seinem Hauptstadtlebensraum in nebelfreie Hochregionen kommt. Ihm hilft eine Pistenraupenspur, die durchs aufgelassene Skigebiet bis zum Gipfel führt. Angelegt hat sie der Wirt der Murauer Hütte, ein Vertreter der Dienstleistungssteirer.
Aktuell ist der Schneesteirer bedroht, seine natürlichen Feinde sind Warmwettereinbrüche. Dennoch sollte sich auf der Frauenalpe ein Resthabitat erhalten haben. Und wenn nicht: Dann zieht der Schneesteirer einfach bequeme Wanderschuhe an – oder sich vorläufig zurück und wartet auf bessere Zeiten. (Uwe Grinzinger, 7.12.2018)
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