Christine Haberlander ist aber jetzt auch Stellvertreterin des oberösterreichischen Landeshauptmanns (dieses Bild entstand am 6. April 2017 bei ihrer Wahl zur Landesrätin).

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Linz – In der oberösterreichischen Landesregierung ist am Donnerstag eine lange geplante Personalrochade auf ÖVP-Seite vollzogen worden: Markus Achleitner wurde im Landtag als Nachfolger von Landeshauptmannstellvertreter Michael Strugl, der zum Verbund wechselt, als Landesrat für Wirtschaft, Forschung und Sport angelobt. Bildungs-, Gesundheits- und Frauenlandesrätin Christine Haberlander rückte als erste Frau zur Landeshauptmannstellvertreterin auf.

Achleitner, der wie Haberlander von der ÖVP-Fraktion einstimmig gewählt worden ist, nannte in seiner Antrittsrede als "Schwerpunkt der ersten Zeit" den Fachkräftemangel, denn acht von zehn Betrieben würden Leute suchen. Es sei nötig hier "viele Stellschrauben zu drehen". Als jemand, der "wie ich sein Leben lang in der Wirtschaft war", sei ihm auch das Thema Deregulierung ein Anliegen. "Man kann vereinfachen und beschleunigen", so Achleitner.

Darüber hinaus will er seinen Fokus auf die Forschung legen, denn man müsse dort investieren, wo ein return on investment auch wirklich komme, und das sei bei Forschung und Entwicklung zu 100 Prozent gegeben. Zentral sei für ihn die Frage, wie Oberösterreich 2030 aussehe. Dabei werde die Digitalisierung eine große Rolle spielen, die bald alle Lebensbereiche umfassen werde. "Zu sagen, 'ich tu da nicht mit', wird nicht funktionieren."

"Nicht unbedingt aus der Hüfte geschossen"

Haberlander kommentierte ihren Aufstieg zur Landeshauptmann-Stellvertreterin launig: "24 Herren hat der oberösterreichische Landtag diese Aufgabe in der vergangenen 100 Jahren übertragen. Man kann also durchaus sagen: Nach der Einführung des Frauenwahlrechtes wurde nicht unmittelbar gleich in dieser Frage aus der Hüfte geschossen."

Wie sie künftig – wenn sie bei offiziellen Anlässen den Landeshauptmann vertrete – angeredet werden möchte, hatte sie in einem Interview mit der "Bezirksrundschau" erklärt: Frau Landeshauptmann. Auf diese nicht unbedingt gender-gerechte Titulierung von der APA angesprochen meinte sie im Anschluss an ihre Angelobung: "Man kann mich auch mit Christine, Frau Landeshauptfrau oder Frau Landeshauptmann anreden. Meine Empfehlung ist Frau Landeshauptmann, da ich mich dabei am Landehauptmann Stelzer orientiere". Offiziell sei sie ja seine Stellvertreterin.

Haberlander plädierte in ihrer Antrittsrede dafür, "dass wir den Erfolg unseres Handelns nicht immer nur in Zahlen und Fakten messen." man müsse sich immer die Frage stellen, wie es den Menschen im Land gehe. Sie stehe für "Zuhören, Dialog, Respekt, Toleranz und Offenheit". Zudem mahnte sie, dass auch die kommenden Generationen ein Recht darauf hätten eine intakte Welt vorzufinden und Gestaltungsmöglichkeiten zu haben.

Schneller Aufstieg auf der ÖVP-Leiter

Wer ist Christine Haberlander? Sie kletterte die Karriereleiter schnell nach oben: 2017 holte der neue oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) die damals erst 35-Jährige in sein Regierungsteam. Als Landesrätin für Bildung, Kinderbetreuung, Gesundheit und Frauen wurde sie jüngstes Mitglied. Jetzt steigt sie zu Landeshauptmannstellvertreterin auf und steht damit für den Generationenwechsel in der Landes-ÖVP.

Die am 18. Oktober 1981 geborene Ennserin studierte nach der Matura Wirtschaftswissenschaften an der Kepler Uni in Linz. Sie arbeitete mehrere Jahre im ÖVP-Landtagsklub, beim Landes-Spitalsträger gespag, wo sie u.a. für den Bereich Gesundheitsorganisation zuständig war, bevor sie 2015 im Büro des damaligen Landeshauptmannes Josef Pühringer als Referentin die heiklen Gesundheitsagenden übernahm. Wegbegleiter halten Haberlander für "arbeitswütig und strebsam, fachlich kompetent, ruhig und besonnen". Mit kantigen Ansagen hält sie sich meist zurück.

Als frisch gebackene Landesrätin wehte ihr gleich heftiger Gegenwind entgegen als sie aus Spargründen die Wiedereinführung von Gebühren für den Nachmittagskindergarten trotz breiter Proteste aus der Bevölkerung durchzog. Auch nachfolgende zahlreiche Abmeldungen in den Kindergärten brachten sie davon nicht ab. Beim Thema generelles Rauchverbot sorgte sie ebenfalls für Irritationen. Als einen "großen gesundheitspolitischen Rückschritt" bezeichnete sie das Kippen des generellen Verbots von der türkis-blauen Bundesregierung, um dann aber der Parteiräson entsprechend, das "Don't-smoke"-Volksbegehren nicht zu unterschreiben.

Aber Haberlander ist eben auch eine loyale Parteifunktionärin. Aufgewachsen in einem schwarzen Elternhaus, trat sie als Teenager bei der Jungen ÖVP ein, kandidierte 2009 noch als Studentin für die ÖVP bei der EU-Wahl. In ihrer Heimatgemeinde Enns sitzt sie wie bereits früher ihre Mutter im Gemeinderat. Nach wie vor lebt sie dort, ist ledig und hat keine Kinder. In ihrer Freizeit trifft sie sich gerne mit Freunden, liest und hält sich mit Laufen fit.

Quereinsteiger "von draußen"

Wer ist Markus Achleitner? Mit Thermenholdingchef Markus Achleitner (49) kommt ein Quereinsteiger in die oberösterreichische Landesregierung: Statt auf eine Parteikarriere blickt der Blasmusikfan auf eine in der Tourismuswirtschaft zurück. Seine Heimat ist die Wirtschaftskammer. Der von Ex-Landeshauptmann Josef Pühringer augenzwinkernd als "oberster Bademeister des Landes" Titulierte ist auf den ersten Blick ein Kontrapunkt zu Vorgänger Michael Strugl.

Als ihm Landeshauptmann Thomas Stelzer das Amt des Landesrats angeboten hat, habe er gesagt: "Na servus, wieso denn ich?", verriet Achleitner in seiner Antrittsrede im Landtag am Donnerstag. Und der Landeshauptmann habe geantwortet: "Weil wir einen brauchen von draußen." Sein Vorgänger Strugl wechsle nach 21 Jahren Politik in die Wirtschaft, er hingegen nach 21 Jahren bei den Eurothermen in die Politik, brachte Achleitner selbst die recht unterschiedlichen Karrierewege auf den Punkt. Das Standortressort, das er ab sofort innehat, sei ihm aber "auf den Leib geschneidert".

Der in Grieskirchen geborene Neo-Landesrat half schon früh im elterlichen Gasthaus mit, absolvierte die Salzburger Tourismusschule Klessheim – Abschlussprüfung zum Koch und Kellner inklusive – und begann seine Karriere als Hoteldirektor am Wörthersee. Später baute er die Gasthausbrauerei Gerstl-Bräu in Wels mit auf, 1997 übernahm er die Eurotherme Bad Schallerbach, die er erfolgreich erweiterte. 2006 stieg er zum Geschäftsführer der landeseigenen Thermenholding mit weiteren Betrieben in Bad Ischl und Bad Hall auf, die nach Eigendefinition Oberösterreichs größter Tourismusbetrieb ist.

Die Thermenholding wird Achleitner wohl auch künftig nicht ganz aus den Augen verlieren, ist er doch als Landesrat auch für die Landesbeteiligungen zuständig. Eine weitere Herausforderung sieht er in der Digitalisierung. Man müsse die Unternehmen und die Menschen "digital-fit" machen und den Breitband-Ausbau vorantreiben, betonte er bei seinem Amtsantritt. Zudem will der Tourismus-Fachmann den Fachkräftemangel weit oben auf seine politische Agenda setzen und dem Problem mit umfassenden Qualifizierungsmaßnahmen gegensteuern.

Achleiters private Leidenschaft gehört der (Blas)musik – auch wenn er selbst Schlagzeuger ist. Sogar seinen Präsenzdienst leistete der Obmann der Trachtenkapelle Neukirchen bei Lambach bei der Militärmusik ab. Weitere Hobbys des Neo-Landesrats sind Reisen und Lesen. Achleitner ist verheiratet und hat zwei Söhne – einer ist bereits erwachsen, der andere im Teenageralter. (APA, 6.12.2018)