Hannover – Meist merken Betroffenen nicht, dass sie mit dem Hepatitis C-Virus infiziert sind. Bis vor wenigen Jahren war die Krankheit unheilbar. Seit einiger Zeit können Betroffenen mit antiviral wirksamen Medikamente geheilt werden. Doch die Therapien sind teuer und längst nicht allen Infizierten zugänglich. Zudem schützt die Behandlung nicht vor einer Neuinfektion. Aus diesen Gründen wird mit Hochdruck an einem Impfstoff geforscht. doch das ist nicht so einfach: "Das Problem bei der Entwicklung eines HCV Impfstoffes ist, dass das Virus sehr wandelbar ist und gleichzeitig sehr viele unterschiedliche Varianten auf der Welt kursieren, die sich aber auch stetig weiter verändern", sagt Patrick Behrendt vom Institut für Experimentelle Virologie am Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung in Hannover.

Ein möglicher Ansatz ist, jene Teile der Virusoberfläche zu finden, die sich nicht verändern und die das Immunsystem im Idealfall auch noch nach Jahrzehnten wiedererkennen kann. Eines dieser stabilen – sogenannten konservierten – Oberflächenteile des Virus ist die Bindungsstelle für den Rezeptor CD81. Diesen Teil der Virusoberfläche benötigt das Virus, um in die Leberzellen einzudringen. Es ist der Schlüssel zur Infektion der Zellen und kann sich daher nicht stark verändern. Ein Impfstoff, der auf diesem Teil des Virus basiert, sollte also einen kräftigen, eindeutigen und langanhaltenden Eindruck im Immunsystem hinterlassen, so dass der geimpfte Körper unzählige Varianten von HCV erkennen und abwehren sollte.

Viraler Schutzmantel

Soweit die Idee. Wäre es allerdings so einfach, gäbe es längst einen HCV Impfstoff, betont Tanvi Khera vom Karolinska University Hospital in Stockholm. "Das Virus hat sehr ausgefeilte Schutzmechanismen und scheint um die Empfindlichkeit dieser Stelle zu wissen. Strukturanalysen dieses Komplexes haben uns gezeigt, dass diese konservierte Struktur von Zuckerstrukturen und sehr wandlungsfähigen Teilen des Virus wie ein Schutzmantel umhüllt wird."

Dieser Schutzmantel verhindert sehr effizient, dass Immunzellen diese charakteristische Struktur zu sehen bekommen – sowohl bei einer Infektion als auch beim Einsatz als Impfstoff. Um die Impfreaktion gegen HCV zu verbessern, haben Patrick Behrendt und sein Team Teile des Schutzmantels durch genetische Veränderungen am Virus entfernt. Diesen Teil-entkleideten Komplex haben sie dem Immunsystem von Mäusen ausgesetzt und eine deutliche Aktivierung des Immunsystems beobachtet – allerdings nur für diese eine Variante des Hepatitis C-Virus.

Nun suchen die Wissenschafter nach Möglichkeiten, um das Immunsystem für unterschiedliche Varianten von HCV zu aktivieren. Ein weiteres Problem: Das HC-Virus ist stark auf den Menschen spezialisiert, so dass viele Fragen nur durch das Studium von Patientenproben beantwortet werden können. (red, 10.12.2018)