Ein Helm schützt den Kopf und verhindert damit viele schwere Verletzungen. Arme und Beine bleiben ungeschützt, die meisten Unfälle mit Zweirädern enden mit Knochenbrüchen.

Foto: Heribert Corn

Es ist immer eine Sache von Sekunden: Das Fahrrad war zu schnell unterwegs, der E-Scooter zu schlecht beleuchtet und die Bordsteinkante für den Segway dann doch zu hoch. Thomas Hausner, der ärztliche Leiter des Wiener Unfallkrankenhauses Lorenz Böhler, kann unzählige Geschichten über Verletzungen erzählen. Als Bundesarzt des Rettungsdiensts der Malteser bildet er Sanitäter und Ärzte aus, die solche Verletzungen dann verarzten.

"Wer mit mehr als 25 Kilometer pro Stunde mit dem Zweirad unterwegs ist, kann sich rein theoretisch lebensgefährlich verletzen", sagt Hausner. Deshalb sieht er den Trend zu den sehr schnellen E-Scootern auch durchaus skeptisch. Denn Menschen auf den Elektrorollern tragen fast niemals Helme, das mache das neue Verkehrsmittel auch so gefährlich.

Nicht immer Spital

Noch ist es zu früh, um an der Unfallstatistik steigende Unfallzahlen ablesen zu können, sagt Hausner. Auch deshalb, weil viele, die mit den Rollern hinfallen, ja nicht gleich ins Spital kommen. Sie verknacksen sich das Sprunggelenk, fallen und schürfen sich die Haut am Asphalt ab, "vor allem auch im Gesicht", weiß Hausner. "Nur weil diese Verletzungen nicht spitalspflichtig sind, heißt es nicht, dass nichts passiert ist", sagt er und beschreibt einen statistischen Graubereich im Straßenverkehr.

Was aus seiner Sicht derzeit besonders gefährlich ist, sind nasse Straßen, auf denen Zweiräder viel leichter als im Sommer ausrutschen; je kleiner die Räder, umso größer die Gefahr. Ein Risikofaktor für Unfälle ist derzeit auch die Dunkelheit. "Viele Zweiräder werden von der Seite angefahren, vor allem dann, wenn sie von der Seite nicht sichtbar sind", so Hausner. Der Malteser-Rettungsdienst berichtet immer wieder auch von Verletzungen, die durch Autotüren passieren. Beim Aussteigen werde oft nicht an mögliche Fahrräder gedacht, das kann zu schweren Verletzungen führen.

32 Radfahrer sind 2017 bei Unfällen im Straßenverkehr in Österreich getötet worden. Sieben Personen verunglückten mit E-Bikes. Am häufigsten in Fahrradunfälle involviert sind Hausner zufolge Zehn- bis 14-Jährige sowie 40- bis 60-Jährige. Der Unfallchrirug weiß, dass vor allem Segway-Fahrer häufig verunfallen, vor allem beim Kurvenfahren oder weil sie die Höhe von Bordsteinkanten unterschätzen.

Von Kopf bis Fuß

Der Helm schützt den Kopf, aber nicht das Gesicht oder andere Körperteile. Die häufigsten Verletzungen bei Zweiradfahrern sind Knochenbrüche, besonders gefährdet sind Handgelenk und Arm. Hausner sieht aber fast genauso häufig Unterschenkelverletzungen oder hüftnahe Brüche – vor allem bei älteren Personen. Deren Reaktionsgeschwindigkeit in gefährlichen Situationen ist mehrheitlich langsamer – das ist erwiesenermaßen kein Vorteil im Straßenverkehr. (pok, 13.12.2018)