9,5 Prozent aller Beschäftigten in Österreich arbeiten regelmäßig von zuhause. Der europäische Durchschnitt liegt laut Eurostat bei fünf Prozent.
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Pro: Vereinbarkeit vereinfachen

von Karin Bauer

Homeoffice macht es möglich. Wenngleich nicht unbedingt leichter – aber immerhin. Die Rede ist von der sogenannten Vereinbarkeit: zwei Kinder, zwei berufstätige Eltern, die beide in ihren qualifizierten Jobs bleiben wollen und für die eine ewige Teilzeitfalle nicht infrage kommt. Von Alleinerziehenden ganz zu schweigen. Denn: Auch wenn die Sommerferien verkürzt werden sollten: Es stehen (halt anders verteilt) trotzdem drei Monate Ferien fünf Wochen Urlaub gegenüber.

Auch wenn manche Kollegen vielleicht noch meinen, man würde zu Hause ein bissl faulenzen, in Schlapferln und Morgenmantel gemütlich den PC umschleichen, gelegentlich das Diensthandy bedienen und richtig Energie tanken für die Abendsause – möglichst viel Wahlfreiheit für den Arbeitsort ist so oder so nahezu paradiesisch. Nicht nur für Eltern oder Pflegende. Was spricht denn genau dagegen, den Leuten eine "lange Leine" zu lassen. Sollen sie doch in Schlapferln zu Hause arbeiten, was ist daran so schlimm? An einem oder zwei von fünf Tagen?

Und wer kann behaupten, dass es schlecht wäre für Motivation und Leistungsfähigkeit, die Mittagspause spazierend zu verbringen oder – je nach Anforderung – zwischendurch mal die Waschmaschine einzuschalten? Allermeistens fühlen sich die Leute zu Hause wohl. Wohler als in Großraumbüros. Wohler als nach Stau und Anreisestress. Das schlägt auf die Arbeitsqualität durch. Ein Ticket für das "Paradies" sollte es geben. Das ist ein Vertrauensvorschuss. Ob es eingelöst wird oder nicht, darf ja individuell entschieden werden.

Kontra: Zu viele Ablenkungen

von Selina Thaler

Ein Freund ist mir neulich entgegengekommen, als ich mit dem Rad auf dem Weg zur Arbeit war. Er winkte. Das erzählte er mir, denn ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Sobald ich morgens auf mein Rad steige, fängt die Arbeit an: Ich lasse den vorigen Arbeitstag Revue passieren und gehe im Kopf die nächsten Aufgaben durch. Ich stelle mich darauf ein, was zu tun ist, angetrieben von den monotonen Tritten in die Pedale. Quasi produktive Meditation.

Der Arbeitsweg wird unterschätzt. Er muss länger sein als vom Schlafzimmer ins Bad an den Ess- oder Schreibtisch im Wohnzimmer. Was ich sagen will: Um gut zu arbeiten, braucht es einen Ortswechsel. Für die meisten ist der klassisch von der Wohnung ins Büro.

Es ist nicht abzustreiten, dass vieles gegen konzentriertes Arbeiten im Großraumbüro spricht, doch es gibt auch Vorteile, an einem dafür geschaffenen Ort zu arbeiten: Man hat Struktur, Arbeitsatmosphäre, kann sich mit den Kollegen austauschen, gemeinsam Ideen weiterentwickeln und ist im Geschehen, kann auch flexibler reagieren, wenn es spontane Änderungen gibt.

Trotzdem kann es hilfreich sein, dem hin und wieder zu entkommen. Wer also konzentriert arbeiten möchte, der macht Homeoffice – aber eben nicht zu Hause. Zu verlockend sind die Ablenkungen (z. B. Wäschewaschen), um nur nicht der eigentlichen Tätigkeit nachzugehen, zu ohrenbetäubend der Krach der Mitbewohner oder der Kinder. Sondern man macht Homeoffice an einem Ort, der die gleiche Arbeitsatmosphäre bietet wie das Büro: Bibliotheken, Coworking-Spaces oder sogar das Zimmer mit Aussicht im Hotel nebenan.