Aufgrund des Klimawandels wird es zu mehr Dürren kommen. Das wird zusätzlich bei vielen Menschen Hunger verursachen.

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"Wir nennen sie Regenbomben", sagt Happy Khambule. Drei Jahre lang hatte es in Südafrika kaum geregnet. Als es dann endlich so weit war, kam so viel Wasser auf einmal vom Himmel, dass fruchtbare Erde und die Ernte weggespült wurden. Das berichtet der Südafrikaner am Rande der Klimakonferenz im polnischen Kattowitz.

Vor allem das Wasser macht den Menschen in der Region des südlichen Afrikas von der Südspitze bis nach Namibia zu schaffen, erzählt Khambule: Entweder ist es nicht mehr vorhanden oder sorgt für schwere Schäden. Die Muster, wann und wie viel Regen fällt, sind kaum noch zu erkennen. Das Wetter wird immer unberechenbarer.

Dass das nicht nur Südafrika betrifft, zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK): Klimawandel führt demnach auch zu mehr extremen Niederschlägen in Europa, den USA und Russland. Es dürfte in den Regionen künftig vermehrt Überflutungen und große landwirtschaftliche Ernteverluste geben. Für die Studie analysierten und quantifizierten die Forscher systematisch die Veränderungen der monatlichen Rekordniederschlagsereignisse aus aller Welt – basierend auf Daten von rund 50.000 Wetterstationen weltweit. Demnach stiegen die rekordnassen Monate in den östlichen und zentralen Regionen der USA zwischen 1980 und 2013 um mehr als 25 Prozent an.

Trockenrekorde in Afrika

Aber auch Afrika wurde von den Wissenschaftern beleuchtet: Dort werde es vermehrt zu Dürren kommen. Trockenrekorde gab es bereits in der Sahelzone und südlich der Sahara, wo die Trockenextreme um bis zu 50 Prozent zunahmen. "Das bedeutet, dass etwa jeder dritte rekordtrockene Monat in diesen Regionen nicht ohne langfristigen Klimawandel stattgefunden hätte", sagt Co-Autor Dim Coumou. "Es ist bedenklich, dass wir bereits bei nur einem Grad globaler Erwärmung einen so deutlichen Anstieg solcher Extreme sehen", ergänzte der Autor Jascha Lehmann.

Eine schwerwiegende Folge dieser Veränderungen ist der steigende Hunger weltweit: 821 Millionen Menschen leiden weltweit daran. Viele Jahrzehnte lang war die Zahl der hungernden Menschen trotz Bevölkerungswachstums gesunken. In den vergangenen drei Jahren gab es eine Trendwende, sagt Gernot Laganda, Leiter der Klima- und Katastrophenpräventionsabteilung beim World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen, dem STANDARD während der Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz.

Neben Konflikten ist der Klimawandel bereits heute ein Hauptgrund, bestätigt er. 2017 lebten etwa 95 Millionen Menschen in Ländern, die von extremen Klimaereignissen betroffen waren und dadurch in eine Nahrungsmittelkrise geschlittert sind. Wetterextreme führen zudem dazu, dass jährlich 22,5 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen, sagt Laganda.

Rasche Umsetzung von Ergebnissen nötig

Dass die 24. Klimakonferenz also Ergebnisse liefern muss, die rasch umgesetzt werden, zeigen auch Berechnungen des WFP, der EU und des UK Met Office. "Wir haben Modelle erstellt, um zu modellieren, wie die Risiken in einer Zwei-Grad- und Vier-Grad-Welt aussehen", so Laganda.

Laut den Prognosen wären bei einem Anstieg von zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zusätzlich 189 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Eine Welt, die um vier Grad wärmer ist, könnte 1,8 Milliarden Menschen in den Hunger treiben. "Das ist ein Zustand, bei dem die humanitäre Hilfe nicht mehr nachkommt", sagt Laganda. Mit den gegenwärtigen freiwilligen Zusagen ist die Welt in Richtung einer Erwärmung um 3,2 Grad Celsius unterwegs.

Schon jetzt könne das Welternährungsprogramm mit seinen rund 15.000 Mitarbeitern in 80 Ländern nur etwa 90 Millionen Menschen pro Jahr erreichen. "Die extremen Ereignisse werfen uns jedes Jahr weiter zurück."

Das WFP-Ziel, ein Ende des Welthungers bis 2030, sei so nicht zu erreichen. "Auch die traditionelle humanitäre Hilfe allein wird uns dort nicht hinbringen", sagt Laganda. Eine Anpassung sei notwendig: Das Welternährungsprogramm verfügt seit Jahrzehnten über Frühwarnsysteme, bevor klimabedingte Katastrophen auftreten. "Das Problem ist, dass die humanitäre Hilfe meist erst nach einem Extremereignis aufgedreht wird", sagt Laganda.

Ende des Welthungers bis 2030 nicht zu erreichen

Das WFP verfolgt Pilotprojekte, um den Nutzen dieser auf Vorhersage basierenden Finanzierungsprojekte aufzuzeigen. Laganda nennt ein Beispiel: "Mit traditioneller humanitärer Hilfe wären bei einer Klimakatastrophe in Nepal 32 Millionen Euro gebraucht worden. Mit dem Vorsorgemodell wurden nur zehn Millionen Euro gebraucht." Am effektivsten sei es, alle Ansätze zu kombinieren.

Bei aller Kritik an den Fortschritten auf Klimakonferenzen, nennt Laganda vor allem eine steigende Aufklärung: Mittlerweile gebe es quer durch die Bank das Verständnis, dass der Klimawandel mehr als nur ein Ökothema ist. Er spielt in alle Bereiche rein, und seine Bekämpfung ist Grundlage für globale Gerechtigkeit. (Julia Schilly aus Kattowitz, 13.12.2018)