Einst US-Vizepräsident, nun Klimaaktivist: Al Gore sprach am Mittwochabend auf Einladung von Greenpeace in Kattowitz.

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Nichts sei bislang erreicht worden. Diese bittere Bilanz zog am Donnerstag der ehemalige Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, auf der 24. Weltklimakonferenz in Kattowitz. Er meinte damit alle Klimakonferenzen, nicht nur jene, die seit 2. Dezember in Polen läuft.

Vor mehr als 25 Jahren haben sich Staatschefs aus aller Welt bei dem UN-Klimagipfel in Rio de Janeiro darauf geeinigt, den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid zu drosseln und damit die Folgen des Klimawandels wie etwa den Anstieg des Meeresspiegels abzumildern. Doch 2017 sind die CO2-Emissionen wieder gestiegen. Auch Berechnungen in Bezug auf 2018 zeigen einen Anstieg um rund 2,7 Prozent. Für einen Inselstaat, der vom Untergehen bedroht ist, sind das existenzbedrohende Nachrichten.

Viele offene Fragen

Einen Tag vor dem offiziellen Ende der Klimakonferenz wurde noch zäh um das erklärte Hauptziel, ein Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens 2015, gerungen. Am Nachmittag hieß es vonseiten der polnischen Präsidentschaft bereits, dass die Konferenz um mehrere Tage verlängert werden könnte. Denn auch die Themen Finanzierung und Erhöhung der Ambitionen waren noch offen.

Zudem war laut informierten Kreisen noch ungeklärt, ob das Regelwerk 2023 oder erst 2024 implementiert werden soll, ebenso die Frage, in welcher Frequenz die Länder über ihre Klimabemühungen Bericht erstatten sollen, nämlich alle zwei oder alle vier Jahre. Schon in der Vergangenheit war bei den Weltklimakonferenzen immer wieder überzogen worden.

Österreich unterstützt "High Ambition Coalition"

Österreich, das in der Rolle der EU-Ratspräsidentschaft die Europäische Union vertritt, unterstützte am Donnerstag die "High Ambition Coalition" für mehr Klimaschutz. Das Bündnis von industrialisierten Ländern und Entwicklungsländern formierte sich bereits bei der Klimakonferenz in Paris vor drei Jahren. "Wir sind an einem Punkt angelangt, wo die Bemühungen für ein gutes Ergebnis beim Klimagipfel einen starken politischen Vorstoß brauchen", sagte Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP).

Eine Prise Optimismus und Schwung brachte Mittwochabend Al Gore zu den ermüdeten Klimakonferenzteilnehmern nach Polen. Im "Climate Hub" der Umweltschutzorganisation Greenpeace hielt der ehemalige US-Vize-Präsident einen Vortrag und diskutierte mit Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan. Er tritt seit Jahren für einen ambitionierteren Klimaschutz ein. 2007 erhielt er dafür gemeinsam mit dem Weltklimarat IPCC den Friedensnobelpreis für sein Engagement zugunsten der Umwelt.

"Erneuerbare Energie"

Für US-Präsident Donald Trump und dessen Klimapolitik sparte Gore nicht mit Seitenhieben: Dieser sei das globale Gesicht der Klimawandelleugner geworden. Es gebe aber gerade in den USA Grund zur Hoffnung, da sich mit "We are still in" eine breite Gegenbewegung aus aktuell zehn Bundesstaaten und 280 Städten für mehr Klimaschutz formiert habe. "Politischer Wille ist eine erneuerbare Energie", gab Gore seinen Zuhörern mit auf den Weg. (Julia Schilly aus Kattowitz, 13.12.2018)