Die beiden großen, prägenden Dirigenten, die die Wiener Symphoniker einst zu Höhenflügen führten (Georges Prêtre und Wolfgang Sawallisch), leben nicht mehr, der gegenwär tige Chef Philippe Jordan übernimmt bald neue Aufgaben als Musikchef der Wiener Staatsoper.

Es geht aber rasend schnell, sein Nachfolger Andrés Orozco-Estrada ist längst höchst präsent. Und bereits seit der Saison 2017/18 weht in Gestalt des Ersten Gastdirigenten Lahav Shani viel weiterer frischer Wind im Zuge dieses markanten Generationenwechsels am Pult der Wiener Symphoniker.

Ein juveniler vielseitiger Könner, der mittlerweile auch Chef des Israel Philharmonic Orchestra ist: Laut Reisepass ist das Temperamentsbündel gerade einmal 29 Jahre alt; bereits vor fünf Jahren wurde ihm bei seinem Gewinn des Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerbs der Bamberger Symphoniker "erstaunliche Reife" und "natürliche, instinktive Musikalität" bescheinigt.

Dieses Urteil ließ sich jüngst wieder im Konzerthaus bestätigen, als Shani unter dem Motto "play & conduct" Carl Maria Webers Oberon-Ouvertüre sowie Schumanns erste Symphonie effektvoll übersprühend und dabei doch mit souveräner gestalterischer Übersicht dirigierte.

Und es kam noch mehr: Bei Beethovens viertem Klavierkonzert agierte Shani unprätentiös mit größter Selbstverständlichkeit eines Interpreten, der problemlos und also zugleich Orchesterleiter war. Die Symphoniker waren in exzellenter Form – und sie werden diese auch in nächster Zeit gut gebrauchen können, im Wiener Musikleben sind sie höchst präsent.

Mit Chefdirigent Philippe Jordan sind sie bei Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium zu erleben (am 5., 16. und 17. Dezember), bevor es traditionell mit einer humanistischen Botschaft Richtung Jahreswechsel geht. Es interpretiert der designierte Chefdirigent Orozco-Estrada Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie (am 30., 31. Dezember und 1. Jänner 2019). (daen, 13.12.2018)