Bernhard Bonelli (35) wird Kabinettschef von Kanzler Sebastian Kurz.

Foto: Bundeskanzleramt

Auf seinem Laptop ist das Regierungsprogramm der türkis-blauen Koalition fertiggestellt worden. Bernhard Bonelli ist ein enger Mitarbeiter und Vertrauter von Sebastian Kurz, er war intensiv in die Regierungsverhandlungen eingebunden. Ab 1. Jänner ist Bonelli Kabinettschef von Kurz im Bundeskanzleramt – und damit ein einflussreicher Mann in der Politik. Als Mitarbeiter im Kurz-Kabinett war der Niederösterreicher schon bisher in der Koordinierungsgruppe der Koalition vertreten. Er hält Kontakt zu allen Ministerien und zum Koalitionspartner. Mit den Freiheitlichen kann er "ganz gut", wie er sagt, das seien "ordentliche Typen", auch wenn es inhaltlich immer wieder hitzige Diskussionen gebe. Mit 35 Jahren ist Bonelli drei Jahre älter als sein Chef, schaut aber deutlich jünger aus.

Bonelli kennt Kurz von einem gemeinsamen Stipendium beim Forum Alpbach, seitdem halten die beiden Kontakt. Als Bonelli heiratete, war Kurz der Trauzeuge – alle in Tracht.

2017, gleich nachdem Kurz die ÖVP übernommen hatte, holte er den Absolventen eines Philosophie- und Business-Administration-Studiums, der damals bei der Boston Consulting Group arbeitete, in sein Kabinett im Außenamt. Bonellis Bedingung: Er komme nur in die Politik, wenn auch etwas weitergehe. Das konnte Kurz zusagen. Seitdem ist Bonelli selbst dafür zuständig, dass etwas weitergeht: Er verhandelte maßgeblich die Reform der Mindestsicherung, der Sozialversicherung und die Arbeitszeitflexibilisierung.

Schon vor seinem offiziellen Engagement bei Kurz schaute Bonelli über die Reden seines Freundes drüber, wie er sagt. Dass er auch jenes Strategiepapier verfasst habe, in dem die Machtübernahme von Kurz detailliert vorausgeplant wurde, bestreitet Bonelli. Er weist auch ein anderes Gerücht zurück: dass er im Opus Dei, dem streng rechts ausgelegten Werk Gottes, engagiert sei. Das sei eine Verwechslung mit einem angeheirateten Cousin. Er selbst habe bei seiner Hochzeit den Namen seiner Frau angenommen, weil ihm Bonelli besser gefiel als Adametz.

Gläubig sei er, sagt er. Nebenbei betreut er das von Kardinal Christoph Schönborn mitbegründete International Catholic Legislators Network (ICLN), das christlich engagierte Politiker zusammenbringen soll.

Bonelli hat mit seiner Frau drei Kinder. Hobbys hat er keine, dafür bleibe keine Zeit. Neben seinem Beruf gibt es nur die Familie – und das ohnedies viel zu knapp. (Michael Völker, 13.12.2018)