Die Frau scheint gestürzt zu sein. Ihre Skier sind im Schneepflug verkeilt, ihr Blick wirkt etwas abgedriftet. Möglicherweise hat sie die herumliegenden Gläser gekippt. Ein Mond blickt ihr zwischen die Beine. Das Ensemble wird von aufgespießten Tieren abgerundet. Das ist nicht das übliche Setting, das man auf einer Skipiste vorfindet, schon gar nicht im Profisport. Aber vor allem ist die Frau splitterfasernackt.

Warum? Gute Frage. Der Skisport ist – anders als olympische Sportarten in der Antike – eher nicht einer, dem man nackt nachgeht. Doch der Maler Christian Ludwig Attersee hat die Frau genau so für ein Werbeplakat für das FIS-Weltcuprennen der Damen auf dem Semmering verewigt. Kann er machen. Die Freiheit der Kunst umfasst auch ziemlich gruselige Männerfantasien. Attersee selbst sagt, er habe "die Kraft, Eigenständigkeit und das Selbstbewusstsein der Frauen positiv gezeigt". Der Mann hat offenbar Humor oder glaubt wirklich, dass sich starke Frauen als lasziv niedersinkende Sexobjekte sehen.

Signal an Auftraggeber

Das Plakat ist aber auch als Signal der Auftraggeber zu beurteilen. Die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hat es immerhin persönlich präsentiert. Attersee entwirft nicht zum ersten Mal solche Plakate. Das ist sein Stil. Das wussten die Auftraggeber im Verband und in der Politik. Sie senden damit am Ende eines Jahres, in dem endlich strukturelle sexuelle Gewalt im Skisport aufgearbeitet wurde, ein fatales Signal.

Es ist ein Schlag ins Gesicht von Frauen wie der Exskirennläuferin Nicola Werdenigg. Und es ist das abertausendste Mal, dass Frauen zum Objekt degradiert werden, egal wie hoch ihre Leistungen sind. Wer das nicht kapiert, stelle sich ein Plakat für eine Herrenabfahrt vor: ein nackt, verrenkt im Schnee liegender Mann, der barfuß in den Bindungen hängt. Eben. (Colette M. Schmidt, 16.12.2018)