Moskau – Nach wiederholten Vertagungen hat ein Moskauer Bezirksgericht am Montag den Prozess gegen Theaterregisseur Kirill Serebrennikow und drei weitere Angeklagte fortgesetzt. Politisch wurde es um die Causa zuletzt eher ruhig: Menschenrechtler und Kulturschaffende verzichteten letzte Woche im öffentlichen Teil von Treffen mit Präsident Wladimir Putin auf die explizite Erwähnung von Serebrennikows Namen.

Nachdem der mitangeklagte Theaterproduzent Aleksej Malobrodski am Wochenende aus einem Moskauer Krankenhaus entlassen wurde, war die Fortführung der Gerichtsverhandlung am Montagnachmittag möglich geworden. Die Anklagten, Serebrennikow, Malobrodski, der Theatermanager Juri Itin sowie die Ex-Kulturministeriumsbeamtin Sofija Apfelbaum, lauschten passiv den Ausführungen des Staatsanwalts, der monoton Akten verlas.

200 Bände harren der Präsentation vor Gericht

Konkret war die Rede von beschlagnahmten Rechnungen, die die Aktivitäten von Serebrennikows damaliger Produktionsfirma dokumentieren. Die Geschwindigkeit des Vortrags verdeutlichte, dass der Prozess noch lange dauern dürfte: Bevor die Verhandlung nach zwei Stunden auf Mittwoch vertagt wurde, hatte der Staatsanwalt lediglich drei weitere Bände aus den Ermittlungsakten verlesen. 200 weitere Bände harren noch ihrer Präsentation vor Gericht, anschließend müssen zudem noch Zeugen befragt werden.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, im Rahmen von "Platforma" 133 Millionen Rubel (2,34 Mio. Euro) unterschlagen zu haben. Die Angeklagten bestreiten die Vorwürfe, gestehen aber Probleme mit der Buchhaltung ein. Der unter Hausarrest stehende Serebrennikow selbst erklärte Anfang November vor Gericht, dass er als künstlerischer Leiter agiert habe und Finanzfragen nie seine Kompetenz gewesen seien.

"Als Kulturschaffender beschäftige dich mit Kultur"

Politisch war es zuletzt um die Causa Serebrennikow vergleichsweise ruhig geworden. Hatten Ende 2017 Mitglieder des Menschenrechts- und des Kulturbeirats des russischen Präsidentn in öffentlichen Treffen für Kirill Serebrennikow zu intervenieren versucht, vermieden Mitglieder dieser Gremien bei diesbezüglichen Sitzungen vergangene Woche die Erwähnung seines Namens.

Lediglich bei einem Treffen mit Theaterschaffenden, das am Donnerstag zum Auftakt des russischen Jahres des Theaters 2019 stattfand, sprach Theaterdirektor Michail Bytschkow aus Woronesch die allgemeine Problematik der Strafverfolgung an. "Wenn du ein Kulturschaffender bist, dann beschäftige dich mit Kultur. Wenn du aber für die Finanzen zuständig bist und Rechnungen unterschreibst, sei bereit dich nach dem Gesetz dafür zu verantworten", erwiderte Putin.

An Serebrennikow selbst erinnerte indes der russische Verband der Theaterkritiker ATK: Die Organisation erklärte den Regisseur am Montag wegen seiner "beispiellosen Berufstreue unter den Bedingungen von Hausarrest" zur Person des Jahres 2018. (APA, 17.12.2018)