Mit Biomasse als erneuerbarem Rohstoff kann auch dann Wärme und Strom erzeugt werden, wenn Sonnen-, Wind- und Wasserkraft nicht ausreichend Energie liefern können.

Foto: Christian Fischer

Die Erwartungen waren hoch, doch nun ringt man ums Überleben. Als man in der ersten Hälfte der 2000er-Jahre begann, Biomasseheizkraftwerke zu bauen, erwarteten die Betreiber, dass der Strompreis weiter ansteigen werde. Die ersten Jahre brachten durchaus Höhenflüge, doch im Laufe der 2010er-Jahre fiel der Strompreis zusehends.

2019 bis 2021 laufen nun bei vielen Kraftwerken die fixen Einspeisetarife aus, die vom Staat meist auf 15 Jahre garantiert wurden. Bei geförderten Tarifen von zehn bis 20 Cent pro Kilowattstunde droht man bei der Einspeisung nun auf Marktpreise von unter drei Cent zu fallen.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts nahm man an der FH Vorarlberg das Auslaufen der Fixpreise zum Anlass, um zu untersuchen, mit welchen Anpassungen im Betrieb der Kraftwerke der Stromerlös erhöht werden könnte. Babette Hebenstreit vom Forschungszentrum Energie der Fachhochschule hat ein mathematisches Modell erstellt, das mögliche Flexibilisierungen der Anlagen abbildet.

"Biomasseheizkraftwerke kann man nicht wie Gaskraftwerke von einer Viertelstunde auf die andere abschalten und wieder hochfahren", betont Hebenstreit. "Man kann die Last nur reduzieren und innerhalb von ein, zwei Stunden auf 30 Prozent zurückfahren." Geschwindigkeit der Anpassungen und minimale Leistung sind für sie wichtige Ausgangsdaten.

Typischerweise speisen die Kraftwerke Heizenergie in ein Fernwärmenetz. Stromerzeugung allein – die hier mit einem Wirkungsgrad von 15 bis 25 Prozent vonstattengeht – wäre wenig effizient. Hebenstreit hat nun in ihrer Modellrechnung Daten, die die Kraftwerke vom Wirkungsgrad bis zur Kesselgröße beschreiben, mit den Preisen an den Strombörsen der letzten Jahre und Informationen zur täglichen Wärmeeinspeisung kombiniert.

Gefüttert mit den jeweils individuellen Daten einer Anlage ist nun im Nachhinein ablesbar, welche Leistung zu welchem Zeitpunkt optimal gewesen wäre, um die höchsten Erlöse am Strommarkt zu erzielen und gleichzeitig ausreichend Wärme bereitzustellen.

Winterstrom aus Hackschnitzeln

Biomasseheizkraftwerke haben das Potenzial, Strom auch dann zu produzieren, wenn andere erneuerbare Energieträger nicht liefern – also etwa im Winter, wenn der Verbrauch um ein Drittel steigt, die Produktion aus Sonnen- und Wasserkraft aber zurückgeht. Vor allem die Spitzen am Morgen und am Abend können sie gut abdecken. Solange konventionelle Produzenten wie Kohlekraftwerke aber noch einspeisen und den Preis drücken, bleibt es schwierig, konkurrenzfähig zu sein.

Das spiegeln auch Hebenstreits Berechnungen wider: Wäre der Preis dem freien Strommarkt unterlegen gewesen, wäre durch eine optimale Betriebsweise, die auf ihren Berechnungen fußt, eine Erhöhung der Erlöse um etwa zehn Prozent möglich gewesen.

Umgelegt auf ein Prognosemodell, das bei der Abschätzung des vorausliegenden Bedarfs nicht so genau sein kann wie eine retrospektive Betrachtung, würde eine tatsächliche Flexibilisierung etwas unter dieser Marke ausfallen. Ein Ergebnis, das Betriebswirtschaftern gewöhnlich Freude bereiten würde, ist hier aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Denn ob man nun drei Cent oder 3,30 erhält, fällt kaum ins Gewicht. So oder so sind die Kraftwerke zu diesem Preis nicht kostendeckend zu betreiben. Von der Perspektive von 2007, als man bei fünf bis sieben Cent lag und die Preise stiegen, ist man weit entfernt. Hebenstreit spricht von 120 bis 130 Anlagen, die von der Abwicklungsstelle für Ökostrom Oemag bisher gefördert werden.

Die Biomasseheizkraftwerke wurden auch in einer von IG Windkraft, Kompost & Biogas und IG Holzkraft in Auftrag gegebenen Studie der TU Wien von 2017 thematisiert. Dort kommt man zu dem Schluss, dass es durchaus Sinn mache, Biomasseanlagen weiterzubetreiben, wenn man die Energieerzeugung bis 2030, wie geplant, auf 100 Prozent Erneuerbare umstellen will.

Dort steht, dass "bei einem Wegfall bzw. Nichtgewährleisten der Bestandssicherung von Biomasseanlagen mittels Ausdehnung der Förderdauer ein erhöhter Förderbedarf resultiert. Grund hierfür ist der verstärkte Neubau von Biomasseanlagen, um den Wegfall des Anlagenbestands entsprechend zu kompensieren." Ein Auflassen macht also keinen Sinn, wenn man sie ohnehin brauchen wird. (Alois Pumhösel, 26.12.2018)