Doch kein Methan in der Marsatmosphäre? Zumindest aktuelle Messungen scheinen keine Spur der früher festgestellten Vorkommen des Gases vorzufinden.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Im Jahr 2004 verhalf die Esa-Sonde Mars Express zu einer sensationellen Entdeckung: Das Instrument Planetary Fourier Spectrometer von Mars Express konnte in der dünnen Atmosphäre des Roten Planeten signifikante Spuren von Methan erfassen. Das Besonders an diesem Fund ist, dass zumindest auf der Erde das Gas als Stoffwechselprodukt von Mikroorganismen anfällt.

Damit hatten die Wissenschafter ein Indiz vor sich, das auf mögliches aktuelles Leben auf dem Mars hinweisen könnte. 2014 schienen der Nasa-Rover Curiosity und der Mars Global Surveyor (MGS) diese Befunde zu bestätigen, indem sie sogar periodische Anstiege des Methangehalts registrierten. Vorerst hielten die Forscher geologische Vorgänge als Quelle dafür für wahrscheinlicher.

Keine Spur von Methan

Nun aber könnte sich jegliche Hoffnungen auf Methanvorkommen in der Gashülle des Mars – ob biologischer oder geologischer Herkunft – zerschlagen haben: Der ExoMars Trace Gas Orbiter (TGO) der Esa, der seit 2016 um unseren Nachbarplaneten kreist, hat seit Missionsbeginn keine weiteren Hinweise auf Methan gefunden. Wohin ist das so besondere Gas also verschwunden?

Die Sensoren des TGO sind äußerst empfindlich und wurden dahingehend konstruiert, auch die geringsten Spuren von Methan in der Marsatmosphäre nachzuweisen. Dass die aktuellen, ersten Analysen der Orbiter-Daten nichts davon feststellen konnten, bereiten den Wissenschaftern daher Kopfzerbrechen. An Messunsicherheiten dürfte es nicht liegen, denn TGO untersucht die Marsatmosphäre bis hinunter zur Oberfläche und weist eine Empfindlichkeit von 50 Billionstel Teilchen (ppt) auf.

Kein Eintrag von außen

Wie Forscher um Ann Carine Vandaele vom Belgischen Institut für Weltraum-Aeronomie (BIRA-IASB) auf dem Halbjahrestreffen der American Geophysical Union (AGU) in Washington berichten, sind die aktuellen Messwerte alleine schon deshalb rätselhaft, weil selbst jene geringen Spuren von Methan, die nach gängigen Modellen durch Weltraumstaub in die Atmosphäre gelangen sollten, nicht in den Daten aufscheinen.

Für Chris Webster vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa ist dies immerhin ein Hinweis darauf, dass kohlenstoffhaltige Verbindungen in Partikeln im Weltraum unter Einfluss von Sonnenstrahlen anscheinend doch kein Methan abgeben, so wie bisher angenommen. Die früheren Methanmessungen gehen demnach also nicht auf äußere Einträge zurück.

Vorerst bleiben den Wissenschaftern nur Spekulationen, darüber, was es mit dem verschollenen Methan auf sich haben könnte. Für Webster und sein Team spricht einiges dafür, dass die wie auch immer gearteten Methanquellen auf der Oberfläche des Mars derzeit versiegt sind. Die Gründe dafür sind freilich weiterhin offen. (tberg, 25.12.2018)