Weit verbreitet, immer öfter auch artikuliert: Gekränkte Mitarbeiter. Meistens ist es der Chef, der die Freude an der Arbeit verdirbt, abwertet, irgnoriert, kritische Stimmen kaltstellt. Da kann man halt nichts machen – nur aushalten? Sadomasochistische Beziehungen sind ja angeblich eh die stabilsten. Oder soll ich lieber gleich kündigen?

Dazwischen gibt es noch Optionen. Und die Chance, wirklich etwas zu lernen. Denn: Wie sehr uns jemand kränken kann, hängt nicht nur von ihr oder ihm, sondern auch von uns selbst ab. Erforscht ist es: Kränkungen von Chefs fühlen sich deswegen so hart an, sagen Psychoanalytiker, weil eine Übertragung früher Erlebnisse mit den ersten Bezugspersonen in diesem hierarchischen Arbeitsverhältnis stattfindet. Quasi eine Eltern-Kind-Beziehung 2.0.

Dahinter liegen Muster

Prägungen durch frühe Autoritätspersonen werden auf aktuelle Vorgesetzte übertragen. Und damit erhalten die Bosse richtig viel Macht bis in die eigenen Tiefenstrukturen. Meistens viel mehr, als jeweils in der aktuellen Jobsituation angemessen, viel mehr, als Vorgesetzte eigentlich im Jobleben und in der Jobbeziehung zusteht. Seriell und anhaltend erlebt und erlitten, führen solche Kränkungen bekanntlich ins Ungesunde – Stichwort Burnout.

Es zahlt sich also für die Gesundheit aus, genau hin zu schauen. Denn hinter Kränkung vom Chef liegen Muster, deren Änderung sich für das gesamte Leben lohnen könnte. Zu erkennen, warum es so weh tut, wie das eigene Muster im Umgang mit Autoritäten und Machthabern aussieht, ist der Anfang. Dann geht es um den Spielraum für Änderungen: Wie machen das Kollegen? Mit dem könnte ich mich zusammentun, um kränkendes Chefverhalten organisational weitestmöglich zu verhindern? Der Vorsatz "Musteränderung" ist für Gekränkte 2019 jedenfalls ein gesunder Vorsatz. (Karin Bauer, 31.12.2018)