Bregenz – Seit der Pflegeregress abgeschafft ist, erfreuen sich Altenheime auch in Vorarlberg, wo die Menschen laut Landesregierung am liebsten daheim alt werden, ungeahnter Beliebtheit. Übergangs- und Urlaubsbetten sind über Monate ausgebucht, wer einen langfristigen Platz möchte, muss warten. Die Online-Bettenbörse zeigt mit Datum 20.12.2018 sechs freie Kurzzeitbetten an, das erste ab Februar.

Die Folgewirkungen der Regressabschaffung habe die Bundesregierung bewusst ignoriert, kritisiert Gemeindeverbandspräsident Harald Köhlmeier (VP) im Landhaus. Man habe damit gerechnet, dass die Länder und Gemeinden Lösungen finden. Per Eilt-Pressekonferenz wurde am Donnerstag diese Lösung von Landeshauptmann Markus Wallner (VP), Grünen-Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker und Köhlmeier präsentiert.

Mehr Geld für Pflege daheim

Wer sich mit 24-Stunden-Personenbetreuung daheim pflegen lässt, bekommt ab 1.1.2019 eine Förderung. Die Sonderleistung im Rahmen der Mindestsicherung beträgt maximal 600 Euro, in Härtefälle bis zu 900 Euro monatlich. Nach dem Burgenland ist Vorarlberg das zweite Bundesland, das eine eigene Förderung anbietet. Den Maximalbetrag bekommt man bis zu einer Nettopension von 1.600 Euro (Paare 1.900). Die Förderung vermindert sich um jenen Betrag, der über der Einkommensgrenze liegt.

Eine Person mit Minipension von 900 Euro und Pflegestufe 5 käme auf die Höchstförderung von 900 Euro, rechnet Wiesflecker vor. Mit Pflegegeld, Bundesförderung und Landesunterstützung bleiben dann nach Abzug der Betreuungskosten 670 Euro zum Leben. Um die Lebenshaltungskosten zu decken, werde wohl ein "gewisser Vermögenseinsatz notwendig sein", räumt die Politikerin ein. Was heißt: Für die Pflege daheim muss weiter auf Erspartes oder Finanzhilfe der Angehörigen zurückgegriffen werden, der Aufenthalt im Heim ist im Gegensatz dazu all inclusive.

Wohnungseigentum wird künftig auch bei 24-Stunden-Betreuung nicht mehr belastet.

Immer noch ungleich

Dieses Ungleichgewicht zur Heimpflege, "welche die Allgemeinheit viel mehr kostet", sei durch die Förderung "etwas ausgeglichen", sagt Landeshauptmann Wallner. Wiesflecker spricht von einer "Annäherung". Fünf Millionen Euro lassen sich Land und Gemeinden die neue Förderung kosten. Man rechnet mit 1.100 neuen Fällen. 2017 bekamen 1.356 Menschen 24-Stunden-Betreuung. Der Großteil, 1.084, mit Pflegestufen 4 und 5.

Sechs weitere Millionen werden 2019 in das neue Pflegepaket investiert, das die Hauskrankenpflege, mobile Hilfsdienste und Case-Management stärken will. Vom Bund erwartet man sich im Vorarlberger Landhaus klare Ansagen, etwa zur Erhöhung des Pflegegeldes. Aber Genaues wisse man leider nicht, sind sich Landeshauptmann, Landesrätin und Bürgermeister einig. (Jutta Berger, 20.12.2018)