Eva Dichand will das imagemäßige Desaster nicht auf sich picken lassen.

Die Auseinandersetzung zwischen der "Kronen Zeitung" und "Österreich" um den Rang des österreichischen Mediums mit dem höchsten Niveau wird sich mit Sicherheit auch im neuen Jahr fortsetzen, wobei die Frage, in welchem Stadium der Trunkenheit Michael Jeannée seine Kolumnen verfasst, vielleicht etwas in den Hintergrund treten könnte, um Betrachtungen über den Allgemeinzustand der Familie Dichand mehr Raum zu geben.

So ließ Wolfgang Fellner aus Anlass eines Bilddiebstahls schreiben: Schwarzer November für "Krone"-Besitzer ... Kein guter Monat für die Verlegerfamilie Dichand. Sie ist am Dorotheum beteiligt, für das der freche Coup ein imagemäßiges Desaster bedeutet. Schon am 12. November steckten die Dichands eine Niederlage ein. Immo-Mogul René Benko kaufte 24,5 % an der "Krone"- eine feindliche Übernahme.

Den Bericht vom imagemäßigen Desaster zierte ein Foto von Dr. Eva Dichand und Ihres Ehemannes Dr. Christoph Dichand, was zu einer Gegendarstellung führte, die "Österreich" am Dienstag veröffentlichen musste. Aus der ging hervor, dass Dr. Eva Dichand das imagemäßige Desaster nicht auf sich picken lassen und schon gar nicht als Miteingesteckte einer Niederlage durchs Leben gehen will, während es dem männlichen Teil der Verlegerfamilie Dichand offenbar auch schon egal war. Die Gegendarstellung ging so: Diese Behauptungen sind insofern falsch, als Dr. Eva Dichand an der "Krone" in keiner Weise beteiligt ist. Sie hält auch keine Anteile am Dorotheum, sondern ist lediglich eine von mehreren Stiftern der Bertha-Privatstiftung, die mit knapp 18 % – indirekt – an derjenigen Gesellschaft beteiligt ist, die das Dorotheum betreibt.

Betriebe Dr. Eva Dichand nicht "Heute", könnte man ihre Beteuerung, an der "Krone" in keiner Weise beteiligt zu sein, fast für ein Zeichen guten Geschmacks halten, wäre da nicht die Tatsache, dass sie nicht nur eine von mehreren Stiftern der Bertha-Privatstiftung ist, sondern auch noch Mitglied der Verlegerfamilie Dichand. Aber der familiär unfreundlichen Reduktion ihrer Anteile am imagemäßigen Familiendesaster kann man eine gewisse Eleganz nicht absprechen. Sie wurde mit der abermaligen Abbildung des Verlegerehepaars reichlich belohnt.

Dem ORF beziehungsweise den dort Verantwortlichen ist es zu verdanken, dass die Verlegerfamilie Dichand das imagemäßige Desaster teilweise wettmachen konnte. Es durfte, wie Donnerstag im Blatt angekündigt, der Geschäftsführende "Krone"-Chefredakteur bei der Gala "Lebensretter 2018" Helden vor den Vorhang holen, und das – um die Prostitution des unabhängigen ORF mit dem Boulevard und der türkisen Regierungsspitze vollkommen zu machen – gemeinsam mit Kanzler Kurz. Eine solche Allianz haben sich Menschen, die unter großem Einsatz Leben retten, nicht verdient.

Dabei wäre die "Krone" auf den ORF gar nicht angewiesen, gibt es doch auch krone.at-TV, wo, wie dem Blatt zu entnehmen war, in einem großen TV-Talk über die tiefschürfende Frage diskutiert wurde: Ist Weihnachten noch das, was es einmal war? Konsumenten des TV-Talks dürften eine Antwort darauf vermisst haben, obwohl die Expertenrunde wahrlich handverlesen war. Es diskutierten der Adabei von St. Stephan Toni Faber, Baumeister und Shopping-Center-Besitzer Richard Lugner, die evangelische Vikarin und "Krone"-Kolumnistin Julia Schnitzlein und FPÖ-Stadtrat Maximilian Krauss.

Sie nutzten ihre Chance. Statt endlich einmal in stille Andacht zu verfallen, meinte Dompfarrer Faber: "Wir brauchen auch die Stille." Der Baumeister regredierte in weit zurückliegende Zeiten: "Ich freue mich immer auf das größte Fest des Jahres", erzählte Lugner aus seiner Kindheit. Sonst ist ihm der Opernball das größte Fest des Jahres, auch wenn er immer in der falschen Loge sitzt. Originell, wie es nur ein Freiheitlicher sein kann, trug Maximilian Krauss Wichtiges zum Julfest bei: "Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit wir unsere Traditionen auch weiter haben."

Die Politik, wie sie von der türkis-blauen Regierung betrieben wird, hat nichts anderes im Sinn. Vizekanzler Strache forderte ein nächtliches Ausgehverbot für Asylwerber, damit "Krone"-Leser die stille und heilige Nacht endlich wieder wie in der Kindheit feiern können, als es noch keine Ausländer gab. Oder wenigstens Anwesenheitspflicht im Asyl. Wenn nur das Verfassungsgericht nicht wieder dreinpfuscht. (Günter Traxler, 24.12.2018)