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Maria Balshaw (48) steht seit 2017 an der Spitze der Tate Britain.

Foto: Reuters/PETER NICHOLLS

Es geht ihr um Fairness. "Wir zeigen eine Menge Künstlerinnen, aber nur weil sie wirklich gut sind", sagte Maria Balshaw 2014. Da war sie noch Direktorin des Whitworth Museum in Manchester. Heute steht die 48-Jährige an der Spitze der britschen Tate, ist also in einer der einflussreichsten Positionen der internationalen Kunstwelt. Der Satz hätte aber ebenso gut dieser Tage fallen können. Denn die Tate hat eine aus feministischer Perspektive bedeutende Ansage gemacht: Ab April werden in der Sammlung von Kunst ab 1960 der Tate Britain mindestens ein Jahr lang nur Werke von Frauen zu sehen sein.

Die Repräsentation weiblicher Kunstschaffender habe zwar Fortschritte gemacht, aber das ginge alles noch viel zu langsam, begründete die Tate-Chefin dieses Signal. Teil ihrer Ausstellungspolitik ist es, die wesentliche Rolle von Frauen in der britischen Kunst widerzuspiegeln.

Bevor Balshaw, die Englisch und Kulturwissenschaften studiert und über afroamerikanische Kultur promoviert hat, ins museale Geschäft wechselte, hatte sie einige Jahre im Universitätsbetrieb und beim Kunstförderprogramm Arts Council Erfahrungen gesammelt. Privat lebt sie Patchwork und mit ihrem zweiten Ehemann Nick Merriman, Leiter des Manchester Museums, und vier Kindern in Manchester. Sie schwört auf tägliches Yoga.

2017 war Belshaw als Favoritin für die Nachfolge Nicholas Serotas in der Tate gehandelt worden. Die Ernennung der 1970 in Birmingham geborenen linksliberalen Kulturmanagerin (in der 120-jährigen Geschichte der Tate ist sie die erste Frau in dieser Funktion) wurde vom Kunstbetrieb freudig beklatscht. Denn Balshaw gilt als die entscheidende Figur hinter der kulturellen Revitalisierung Manchesters. Als Museumsdirektorin (Whitworth ab 2006, Manchester Art Gallery ab 2011) und Kulturstadträtin (ab 2014) bewies sie Ideenreichtum und Durchsetzungskraft, sie internationalisierte, baute um und aus und stellte dafür 15 Millionen Pfund Fundraising auf.

Scharfsinnig sei sie, warm und energetisch. "Dynamit" nannte man es, als die laut Selbstbeschreibung "temperamentvolle nordische Frau" beim britischen Finanzminister 78 Millionen Pfund für The Factory, eine neue Kulturspielstätte in Manchester, aushandelte. Ihr jüngster Coup passt zur Ankündigung, die Tate als künstlerisch risikofreudiges Haus zu führen. Mit wegweisenden Überraschungen ist weiter zu rechnen. (Anne Katrin Feßler, 21.12.2018)