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Für jeden Liter Sekt oder Champagner wird derzeit ein Euro Schaumweinsteuer fällig.

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In der Branche liefern die großen Anbieter bis zum letzten Tag aus, um die nötige Menge an Sekt im Handel zu bevorraten. Rund zwei Millionen Flaschen werden in Österreich zum Jahreswechsel konsumiert. Ein zusätzliches Prickeln verleiht dem heurigen Silvesterfest die Erwartung der Branche, dass die ungeliebte Schaumweinsteuer im nächsten Jahr fallen wird.

"Wenn die Anzeichen stimmen, dürfte mit der geplanten Steuerreform auch die Schaumweinsteuer fallen", sagt Benedikt Zacherl, Geschäftsführer des Branchenverbands Österreichisches Sektkomitee. "Es wäre auch an der Zeit", betont er, denn: "Die Schaumweinsteuer hat dem Markt geschadet und dem Staat nichts gebracht."

Großer Schaden

Besonders im niedrigpreisigen Segment hat die im Jahr 2014 wiedereingeführte Steuer Zacherl zufolge heimischen Herstellern stark geschadet, da die Abgabe von einem Euro pro Liter Schaumwein prozentual dort stärker durchschlage. Im Gegensatz zu Sekt oder Champagner unterliegen Produkte wie Prosecco oder Frizzante dieser Steuer in der Regel nicht, weshalb Zacherl darin "eine Wettbewerbsverzerrung zulasten heimischer Anbieter" sieht. Mit ein Grund, warum die Schaumweinsteuer 2005 bereits einmal abgeschafft wurde.

"Wenn wir uns als Österreicher im internationalen Wettbewerb selbst ein Bein stellen wollen, könnten wir es gar nicht besser machen", poltert auch Schlumberger-Chef Arno Lippert gegen die Steuer. Er fordert deren Abschaffung per 1. April 2019 und zeigt sich zuversichtlich angesichts des "positiven Feedbacks der Regierungsparteien". Die Schaumweinsteuer spiele nicht die erwarteten 30 Millionen Euro pro Jahr in die Staatskasse, sondern nach Abzug des Verwaltungsaufwands bleibe bloß ein "Micky-Maus-Betrag".

Schaumweinsteuer wird geprüft

Im Finanzministerium gibt man sich hinsichtlich Schaumweinsteuer allerdings noch bedeckt. "Die Ausarbeitung der Steuerentlastungsreform ist noch nicht abgeschlossen", erklärt Sprecher Johannes Pasquali auf Anfrage. Im Rahmen der Vorarbeiten würden alle möglichen Steuern geprüft, darunter auch die Schaumweinsteuer. Laut Regierungsprogramm sollen die Auswirkungen und Verwaltungskosten aller Bagatellsteuern mit dem Ziel einer signifikanten Reduktion evaluiert werden. Dabei wird auch die Schaumweinsteuer, die im Jahr 2017 gerade einmal 22,6 Millionen Euro an Staatseinnahmen brachte, explizit erwähnt.

Dank eines deutlichen Wachstums im dritten Quartal entwickle sich der Markt in Österreich heuer stabil, erklärt Sektkomitee-Geschäftsführer Zangerl. Ungefähr 23 Millionen konsumierte Flaschen sollen es heuer im gesamten Jahresverlauf werden, wobei mehr als die Hälfte der Gesamtmenge an Sekt im Schlussquartal getrunken werde. Insgesamt gibt es laut Zangerl rund 150 heimische Hersteller, wobei diese Zahl auch Betriebe umfasse, die ihren Wein auswärts versekten lassen würden.

Schlumberger investiert in neuen Standort

Der wertmäßig größte heimische Erzeuger mit 105 Mitarbeitern ist Schlumberger, der inklusive Spirituosen heuer auf ein hohes einstelliges oder ein niedriges zweistelliges Erlöswachstum hofft. "Wir kratzen an der Marke von 100 Millionen Euro Umsatz", sagt Vorstandschef Lippert. Der Sekterzeuger wurde 2014 von der Schweizer Sastre Holding über- und in weiterer Folge von der Wiener Börse genommen.

Nächstes Jahr soll in Müllendorf im Burgenland der Spatenstich für einen neuen Standort erfolgen. Bis 2021 soll die gesamte Produktion dorthin verlagert werden, im Jahr darauf soll die Logistik folgen. Insgesamt will Lippert 70 Millionen Euro in den neuen Standort investieren. Der derzeitige Firmensitz in Wien-Döbling, wo man sich räumlich zu eingeengt fühlt, werde allerdings erhalten, betont Lippert. Zum einen soll das Hauptquartier dort angesiedelt bleiben, zum anderen sei der Ausbau des Besucherzentrums geplant. (Alexander Hahn, 27.12.2018)