Napoli-Trainer Carlo Ancelotti hatte am Mittwoch wegen der rassistischen Beleidigung Koulibalys mehrfach vergeblich eine Unterbrechung des Spiels gefordert.

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Mailand – Italiens Fußball sucht nach den Vorfällen beim Schlager zwischen Inter Mailand und SSC Napoli (1:0) wieder einmal die richtige Antwort auf Gewalt und Rassismus. Stimmen sind laut geworden, die gesamte Serie-A-Runde am Wochenende abzusagen. Inter-Trainer Luciano Spalletti verurteilte unterdessen nach Ausfällen der Fans seines Klubs entschieden jegliche Form von Rassismus.

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Erst rassistisch beleidigt, dann ausgeschlossen: Napolis Verteidiger Kalidou Koulibaly.
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Beim Ligaschlager am Mittwoch hatten Inter-Fans Napolis senegalesischen Verteidiger Kalidou Koulibaly mit Affenlauten verhöhnt. Zudem wurde bei einem Zusammenstoß rivalisierender Fangruppen vor dem Spiel ein Anhänger von einem Auto erfasst und getötet. Es sei Zeit, "genug" zu Rassismus, Hass und Diskriminierung im Fußball zu sagen, betonte Spalletti am Freitag in einer Pressekonferenz.

Zwei Heimspiele ohne Zuschauer

Rapid Wiens nächster Europa-League-Gegner muss seine nächsten beiden Ligaheimspiele ohne Zuschauer austragen. "Ich verurteile es ohne Wenn und Aber", sagte Spalletti über die Vorkommnisse. "Es ist enttäuschend, nicht vor den eigenen Zuschauern zu spielen. Aber wenn das der Preis ist, den wir zahlen müssen, um diesen Kampf zu gewinnen, werden wir das gerne tun."

Innenminister Matteo Salvini dagegen kritisierte die Entscheidung, die Fans aus dem Stadion zu verbannen. "Wenn sich zwei Kilometer von einer Bar entfernt zwei Personen mit Messern verletzen, schließt du dann die Bar?", sagte der Lega-Politiker am Donnerstagabend in der Fußball-TV-Sendung "Tiki Taka". Statt Millionen echter Fans müssten die Täter bestraft werden.

Die Geisterspiele wurden allerdings nicht wegen der Fan-Zusammenstöße, sondern wegen der Rassismusvorfälle im Giuseppe-Meazza-Stadion ausgesprochen. In Bezug auf die Krawalle im Umfeld des Stadions wurden laut der Nachrichtenagentur Ansa drei Männer festgenommen. Sie sollen am Samstag verhört werden.

Ligapause angedacht

Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte sogar darüber nachgedacht, den gesamten Ligabetrieb auszusetzen. "Ich würde ein starkes Signal setzen, sogar mit einer Spielpause, um für ein gründliches Nachdenken bei den Beteiligten zu sorgen", sagte Conte am Freitag in seiner Jahresabschluss-Pressekonferenz. "Aber ich lasse die zuständigen Behörden entscheiden."

Ein Umdenken gab es nach Gesprächen mit Ligavertretern und Italiens Olympischem Komitee offenbar im Fußballverband, der sich noch am Vortag für harte Sanktionen ausgesprochen hatte. "Würden wir pausieren, würden wir uns den Gewalttätern ergeben", erklärte Verbandspräsident Gabriele Gravina in der "Gazzetta dello Sport". In einer Mitteilung verurteilte er "jede Form der physischen und verbalen Gewalt".

Napoli-Trainer Carlo Ancelotti hatte am Mittwoch wegen der rassistischen Beleidigung Koulibalys, der später ausgeschlossen wurde, mehrfach vergeblich eine Spielunterbrechung gefordert. Bei vielen seiner Kollegen stieß er damit auf Verständnis. "Der Fußball kann so viel leisten, und es wäre ein Signal zu pausieren", meinte AS-Roma-Trainer Eusebio Di Francesco. (APA, Reuters, 28.12.2018)