Luna 1, hier ein Museumsmodell, sollte eigentlich auf dem Mond landen. Die erste Weltraumsonde der Menschheit verpasste ihn um Haaresbreite.

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Moskau – Erfolg und Misserfolg liegen ganz besonders in der Raumfahrt oft sehr nah beieinander. Um gerade einmal 6.000 Kilometer verfehlte Luna 1 vor 60 Jahren die Mondoberfläche – im Weltall ist das keine allzu große Entfernung. Immerhin gelang es der sowjetischen Raumsonde wichtige Daten zur Erde funken. In 34 Flugstunden hatte die erste Raumsonde in der Geschichte den Mond erreicht. Am 4. Jänner 1959 hätte sie dort aufsetzen sollen.

Doch Luna 1 hatte ein derart hohes Tempo, dass sie am Erdtrabanten schlichtweg vorbeisauste. Die russische Raumfahrtbehörde Roskomos sagt heute, es habe sich ein Fehler in den Flugablauf eingeschlichen. Von der Erde aus wurde demnach ein Signal zur Sonde gefunkt, damit sich das Triebwerk der dritten Stufe abschaltet. Allerdings sei die Zeit, die das Signal für die Strecke braucht, nicht berücksichtigt worden. Der Mond ist mehr als 350.000 Kilometer von der Erde entfernt.

Kostspieliger Wettlauf im All

Die Sowjets bestritten zunächst, dass die unbemannte Sonde den Mond überhaupt erreichen sollte. Westliche Experten hielten das für wenig glaubhaft. Was hätte sonst der Wimpel an Bord für einen Sinn ergeben sollen, argumentierten sie. In den 1950er- und 1960er-Jahren lieferten sich die Sowjetunion und die USA einen ebenso engagierten wie teuren Wettlauf im Weltall. Es ging darum, wer im Kalten Krieg zwischen beiden politischen Systemen bei Raumfahrt und Raketentechnik die Nase vorn hatte.

So war es nicht verwunderlich, dass die Sowjets die Luna 1-Mission trotzdem als Erfolg feierten. Bedenkt man, dass Luna 1 die erste Weltraumsonde der Menschheit war, die den Erdorbit verlassen hat, war die Mission durchaus ein Erfolg. Von Roskosmos heißt es dazu: Es seien damals Daten über den äußeren Strahlungsgürtel des Mondes gesammelt und zum ersten Mal Parameter des Sonnenwindes – eines Teilchenstroms von der Sonne – gemessen worden. Es sei auch festgestellt worden, dass der Mond kein signifikantes Magnetfeld habe.

Erste harte Landung auf dem Mond

Aus Sicht der Sowjets ebnete die kugelförmige Metallsonde mit ihren vielen Messgeräten den Weg für spätere Flüge ins All. "Die Mission ermöglichte es, die Technologie des Flugs zum Mond zu verstehen und für spätere Flüge zu vervollkommnen." So gelang der Sowjetunion am 13. September 1959 mit Luna 2 die erste harte Landung auf dem Mond. Auch mit der ersten sanften Landung einer Raumsonde auf dem Mond am 31. Jänner 1966 gingen die Sowjets in die Geschichtsbücher ein. Luna 9 funkte Panorama-Bilder von der Landestelle zur Erde.

Mit Luna 1 hatte die sowjetische Raumfahrt ihre technische Überlegenheit demonstrieren wollen. Doch es brauchte gleich mehrere Anläufe, bis die Sonde den Erdtrabanten schließlich erreichte. "Die vorherigen, erfolglosen Anläufe waren so geheim, dass selbst die amerikanischen Geheimdienste nicht viel über sie wussten", schrieben russische Medien. Doch letztlich folgte der Schock: Am Ende waren es die USA, die im Juni 1969 den ersten Menschen zum Mond brachten und dort herumspazieren ließen.

Neuerlicher Run auf den Mond

Nach weiteren Mondlandungen geriet der Erdtrabant für lange Zeit aus dem Blick – allein schon wegen der immensen Kosten solcher Missionen. Inzwischen aber hat ein neuer Wettlauf zum Mond begonnen: In den nächsten Jahren streben so viele Missionen dorthin wie schon lange nicht mehr. Auch Roskosmos will in Zusammenarbeit mit anderen Ländern neue Sonden zum Mond schicken. In mehr als zehn Jahren soll ein bemannter Flug in den Mondorbit folgen, bevor schließlich erstmals auch ein Kosmonaut den staubigen Erdbegleiter betreten soll. (APA, red, 1.1.2019)