Vor allem an der bisherigen Arbeit von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) lässt Gudenus kein gutes Haar: "Ich wüsste jetzt keinen politischen Akzent, den er in seinem ersten halben Jahr der Amtsführung getätigt hätte."

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Wien – Der geschäftsführende Chef der FPÖ-Wien Johann Gudenus übt im APA-Interview scharfe Kritik an der Wiener Stadtregierung. Vor allem an der bisherigen Arbeit von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ließ er kein gutes Haar. "Ich wüsste jetzt keinen politischen Akzent, den er in seinem ersten halben Jahr der Amtsführung getätigt hätte", sagte Gudenus, der auch FPÖ-Klubchef im Nationalrat ist.

Noch im Sommer hatte Gudenus mildere Worte gefunden: die Gesprächsbasis mit Ludwig sei immer eine "gute" gewesen, sagte er damals. Nach einem knappen halben Jahr fiel das Urteil nun überwiegend negativ aus. "Es gibt nichts, was er als Bürgermeister irgendwie umgesetzt hätte, wo er Kanten gezeigt hätte, Linien vorgegeben hätte, nichts", so der geschäftsführende Wiener Parteichef. "Es gibt nur den Streit in der eigenen Partei, den Streit in der Koalition und das Chaos bei den Grünen."

Ludwig sei "kraftlos, saftlos, ideenlos", so Gudenus. "Die meisten Leute glauben ja, dass Michael Häupl nach wie vor der Bürgermeister ist." Die einzige politische Arbeit, die in Wien geschehe, sei Widerstand gegen Bundesprojekte wie die Mindestsicherung. "Das ist eine Blockadehaltung."

Auf Gedeih und Verderb

An eine vorgezogene Wahl in der Bundeshauptstadt glaubt er nicht. Denn die SPÖ insgesamt sei "in so einer Krise, das schlägt auf Wien auch durch". "Daher glaube ich, es wird 2020 gewählt. Weil sie sich alle an ihre Ämter klammern." Ludwig und die Grüne Spitzenkandidatin Birgit Hebein hätten "kapiert", dass sie "auf Gedeih und Verderb" zusammenbleiben müssen, meinte Gudenus. "Das heißt, wir haben in Wien die nächsten beiden Jahre politischen Stillstand." Auf einen möglichen Wiener Spitzenkandidaten für die FPÖ wollte sich Gudenus nicht festlegen. "Man braucht überhaupt keine frühen Weichenstellungen zu machen. Klar ist, wir sind ein gutes Team."

Auch die Gefahr, dass SPÖ und ÖVP miteinander in Wien gemeinsamen Sache machen könnten, sei nicht auszuschließen, meinte Gudenus auf eine entsprechende Frage. Es gebe ja ein "Liebäugeln" zwischen Wiens ÖVP-Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck und Ludwig, die beiden seine "ein Gespann – da ist nichts auszuschließen", so der Freiheitliche. "Aber ich glaube, es würde Wien guttun, einen völligen Wandel herbeizuführen. Dafür stehen wir bereit." (APA, 1.1.2019)