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Am Sonntag wurde in Koszalin, Polen, für die Opfer gebetet.

Foto: AP

Koszalin – Nach der Brandtragödie bei einem Escape-Game in Polen hat die Staatsanwaltschaft gegen den Besitzer des Unglücksbetriebs ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dem bereits festgenommenen Mann werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde in Koszalin am Sonntagabend der Agentur PAP. Im Falle einer Verurteilung drohten ihm bis zu acht Jahre Haft.

Anwälte des 28-Jährigen sagten polnischen Medien, er sei wegen des Todes von fünf 15-Jährigen in dem Escape Room am Boden zerstört und habe deren Familien sein Beileid ausgesprochen. Gleichzeitig weise der Betreiber den Vorwurf der Fahrlässigkeit zurück.

Opfer starben an Kohlenmonoxid-Vergiftung

Bei dem Abenteuerspiel in einem verschlossenen Raum waren am Freitagabend durch ein Feuer fünf 15-jährige Mädchen ums Leben gekommen. Im Vorzimmer des Gebäudes in Koszalin im Norden des Landes war ein Brand ausgebrochen, teilte die Staatsanwaltschaft laut PAP mit.

Den Teenagern sei damit der einzige Fluchtweg versperrt gewesen. Nach ersten Erkenntnissen war Gas aus einem Behälter entwichen und hatte sich entzündet. Es wurden vier gasbetriebene Heizgeräte sichergestellt. Laut der Obduktion starben alle Opfer an einer Vergiftung durch das Rauchgas Kohlenmonoxid. Es entsteht bei fast allen Wohnungsbränden in großen Mengen.

Erste Escape-Rooms geschlossen

Bei einem "Escape-Game" (Fluchtspiel) versucht eine Gruppe, aus einem abgeschlossenen Raum zu entkommen. Sie muss dafür unter Zeitdruck bestimmte Rätsel und Aufgaben lösen. "Escape-Games" haben sich in den vergangenen Jahren in vielen Ländern zu einem Trend entwickelt.

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sprach von einer beispiellosen Tragödie und kündigte weitreichende Konsequenzen an. Die ersten Escape-Game-Angebote seien von den Behörden geschlossen worden, sagte der Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) am Sonntag auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.

Weitaus größter Teil erfüllte Brandschutz-Vorschriften nicht

Die sofort eingeleiteten landesweiten Kontrollen der rund 1100 Escape-Räume in Polen ergaben ein negatives Bild: Von 178 bereits kontrollierten Betrieben erfüllten laut der Polizei 129 die Brandschutz-Vorschriften nicht. "Die strafrechtlichen Sanktionen müssen sehr streng sein", forderte Innenminister Brudzinski. "Escape-Räume" unterlagen in Polen bisher keinen besonderen Auflagen.

Bei einer ersten Begehung des Unglücksgebäudes in Koszalin wurden zahlreiche Mängel festgestellt. "Es war nicht genug Platz für diese Leute in diesem Raum", sagte der oberste Feuerwehrmann Polens, Leszek Suski, laut PAP. Dieser sei nur etwa sieben Quadratmeter groß gewesen. Heizgeräte seien zu nahe an brennbaren Materialien gestanden. Zudem seien Kerzen gefunden worden. Die Elektroinstallation sei provisorisch gewesen.

Koszalin liegt rund 160 Kilometer westlich von Danzig. Der Küstenort in der Woiwodschaft Westpommern hat knapp über 100.000 Einwohner. (APA, dpa, 7.1.2019)