Schon vor drei Jahren rechnete das AMS den Anteil an Akademikern unter Geflüchteten aus. Nun rechnete es noch einmal.

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Die Qualifikation der Flüchtlinge in Österreich sorgt erneut für Debatten. Grund für das Aufleben der Diskussion ist ironischerweise das Bekanntwerden von Auswertungen des Arbeitsmarktservice. Ironisch deshalb, weil daraus sowohl sehr niedrige als auch recht hohe Bildungsgrade ablesbar sind. Letzteres ist der Fall, wenn man sich den letzten Kompetenzcheck des AMS aus dem Vorjahr vor Augen führt.

Der bestätigt eine erste Analyse des Themas aus dem Jahr 2016, die damals massiv kritisiert wurde. Während das Bildungsniveau der asylberechtigten und subsidiär schutzberechtigten Afghanen mit einem Anteil von 20 Prozent mit Matura oder Studienabschluss äußerst niedrig ist, liegt der Vergleichswert bei Syrern bei 58 Prozent und damit sehr hoch. Ähnlich fielen die Ergebnisse vor gut zwei Jahren aus. Die Datenmenge ist nun freilich viel größer: Mehr als 2.000 Afghanen und gut 7.000 Syrer wurden Ende 2018 bezüglich ihrer Qualifikationen abgeklopft. Vor drei Jahren lag das Sample noch bei 898 Flüchtlingen.

Erhobene Daten

So konstant also die Erhebungen des Kompetenzchecks sind, so stark variieren sie von den Daten, die von den Beratern des AMS erhoben werden. Bei Syrern beispielsweise kommt hier ein Anteil von rund 35 Prozent von asylberechtigten Flüchtlingen heraus, die Matura oder Studium haben. Bei Afghanen liegt dieser Prozentsatz sogar nur bei acht Prozent. Das höchste Niveau weisen demnach Iraner auf, von denen rund die Hälfte eine höhere Ausbildung absolviert hat.

Insgesamt haben demnach von den beim AMS registrierten Flüchtlingen aus den fünf Herkunftsländern Syrien, Afghanistan, Russland, Irak und Iran ungefähr zwei Drittel lediglich einen Pflichtschulabschluss.

Woher kommen nun diese Diskrepanzen zwischen den ungeprüften Daten des AMS, über die die "Presse" am Montag berichtete, und den Ergebnissen des Kompetenzchecks? Erstens handelt es sich um eine unterschiedliche Basis: In die Sonderauswertung des AMS fließen die Daten aller bei den Einrichtungen gemeldeten Flüchtlinge auf Jobsuche oder in Schulung ein – an der Zahl 32.358 Personen. Beim Kompetenzcheck mit seinen umfangreichen Befragungen zum Bildungsstand ist das Sample deutlich kleiner.

Herabstufungen beim Ausbildungsgrad

Relevanter dürfte eine andere Unterscheidung sein: Bei der Sonderauswertung mit ihren vergleichsweise schlechteren Ergebnissen für die Asylberechtigten kommt es bei Unklarheiten zu Herabstufungen beim Ausbildungsgrad. Wurde ein Doktoratsstudium im Ausland beispielsweise (noch) nicht nostrifiziert, wird automatisch nur Maturaniveau angenommen. "Bei der Personengruppe der erst seit relativ kurzer Zeit im Land befindlichen anerkannten Flüchtlinge könnten die (...) Verzerrungen verstärkt auftreten", heißt es im AMS zur internen Auswertung.

Das Arbeitsmarktservice versucht, mit einem weiteren Argument der Kritik an einer gefärbten Darstellung der Flüchtlingsqualifikationen zu begegnen. Wissenschaftliche Untersuchungen wie jene von Akademie der Wissenschaften unterm anderem mit WU und IIASA bestätigten die Ergebnisse des Kompetenzchecks. (as, 7.1.2018)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde aktualisiert