Hat als Präsidentin keine Zeit zum Netflix-Bingen: Claire Underwood, gespielt von Robin Wright

Foto: APA/AFP/Brown

Wer alle neuen Serien, Filme und Dokus von Netflix schauen will, sollte das schon als Halbzeit-Job oder einziges Hobby anlegen: So kommentiert "Quartz" eine Statistik, die dessen Datenjournalisten angefertigt haben. Sie addierten die Laufzeiten der 345 "Originalsendungen", die Netflix vergangenes Jahr veröffentlicht hat. Gemeint sind damit Titel, die Netflix in den USA als "Original" angibt, also etwa auch Koproduktionen. Insgesamt ergeben diese eine Spielzeit von 90.000 Minuten, also fast 1.500 Stunden.

Vor allem Serien

Umgerechnet auf ein Jahr heißt das, das täglich ungefähr vier Stunden Netflix geschaut werden müssten, um wirklich alle Originalsendungen vollständig zu sehen. Den Löwenanteil daran machen Serien aus – nämlich rund 66 Prozent. Darauf folgen Dokumentationen (elf Prozent), Filme (zehn Prozent) und Kinderprogramme (fünf Prozent). Comedy-Specials machen lediglich drei Prozent der Originalinhalte aus, obwohl sie omnipräsent scheinen.

Netflix hofft weiter auf starkes Wachstum – und dafür produziert man sehr viele Inhalte.
Grafik: Netflix

"Ja sagen"

Rund acht Milliarden Dollar gab Netflix für die Vielzahl an Serien und Filmen aus. Während einige davon für Anerkennung und Aufsehen sorgten – etwa "Stranger Things", "The Crown" oder die Filme "Roma" und "The Ballad of Buster Scruggs" – gingen sehr viele Titel unter. Netflix wirbt selbst damit, eine "Jasager-Kultur" zu besitzen, die Dinge ausprobiert. Vor allem im Kampf gegen künftige Konkurrenten wie Disney und Warner Bros. versucht Netflix mit aller Kraft, eigene Marken aufzubauen. Kein Wunder, geht man doch "Star Wars" und "Marvel" verlustig.

Fehlende Qualitätskontrolle

Allerdings bemängeln Kritiker, dass die Qualität der Produktionen unter ihrer schieren Masse leidet. Sie verweisen darauf, dass klassische Fernsehsendungen einige Feedback-Schleifen durchlaufen müssen, bevor sie auf dem Schirm landen. Bei Netflix scheint das eher selten der Fall zu sein. Wer täglich vier Stunden Originale streamt, wird also der einen oder anderen misslungenen Show über den Weg laufen. (red, 3.2.2019)