Der Zergtintenfisch Euprymna scolopes lebt ausschließlich an der Küste Hawaiis.

Foto: Margaret McFall-Ngai / [cc;4.0;by-sa]

Wien – Tintenfische gehören zu den intelligentesten Bewohnern der Weltmeere, obwohl ihre Verwandten, die wirbellosen Tiere, sonst recht einfach gestrickt sind. Die Evolution hat bei ihrem Urahnen tief in die Trickkiste gegriffen und das Erbgut umfassend modernisiert, berichten österreichische Forscher mit Kollegen im Fachjournal "PNAS". Bewährte Gene erhielten zusätzliche Aufgaben und bei Bedarf kamen neue hinzu.

Das internationale Team um Oleg Simakov vom Department für Molekulare Evolution und Entwicklung der Universität Wien sequenzierte das Erbgut von hawaiianischen Zwergtintenfischen (Euprymna scolopes). Bei ihnen und Oktopoden, die ebenfalls zu den Tintenfischen gehören, sind große Teile des Genoms anders angeordnet als bei anderen wirbellosen Tieren, so die Forscher. Im gemeinsamen Urahnen der beiden Kopffüßer habe sich demnach das Erbgut reorganisiert. "Dieses Update war wahrscheinlich ein wichtiger Bestandteil des Erfolges der Tintenfische", erklärte Simakov. Dadurch entstanden einige Gene, die wohl zur Entwicklung des großen und leistungsstarken Tintenfisch-Gehirns beitrugen.

Leuchtorgan und Spezialdrüse

Die Zwergtintenfische haben außerdem ein Leuchtorgan, das sie zum Jagen und Täuschen von Fressfeinden einsetzen. In diesem Organ leben symbiotische Bakterien (Vibrio fischerii), die biolumineszent sind. Das Organ entstand, indem verschiedene Gene aus der Augenentwicklung eine neue, zusätzliche Aufgabe bekamen, und ist genetisch dem Auge sehr ähnlich, so die Biologen.

Für ein anderes, sehr spezielles Tintenfischorgan waren hingegen neue Gene vonnöten: Die Weibchen der Zwergtintenfische besitzen eine sogenannte akzessorische Nidamentaldrüse, die in Zusammenarbeit mit symbiotischen Mikroben die Eikapseln beschichtet. "Man denkt, dass eine bestimmte bakterielle Zusammensetzung dieser Schicht für den Schutz der Eier wichtig ist", so Simakov. Die Drüse wurde demnach mit einer völlig anderen Strategie hervorgebracht als das Lichtorgan. (APA, red, 8.1.2019)