Dass Nordkoreas Diktator Kim Jong-un seinen Geburtstagsausflug nach Peking in seinem Sonderzug angetreten hat, entspricht einer alten Tradition: Bereits sein Großvater Kim Il-sung bevorzugte die Eisenbahn, und sein Vater Kim Jong-il weigerte sich wegen seiner Flugangst, auf dem Luftweg zu reisen.
Kim Il-sungs Auslandsbesuche sind gut dokumentiert: In seinem Mausoleum in Pjöngjang ist eine Karte seiner Eisenbahnreisen ausgestellt, daneben steht einer der olivgrünen Waggons, die auch am Montag an der nordkoreanisch-chinesischen Grenze bei Dandong gesichtet wurden.
Seine längste Reise war ein Europatrip, der ihn 1984 über die Sowjetunion nach Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien und die DDR führte.
Aus dem Inneren des Sonderzuges, der der südkoreanischen Zeitung "Chosun Ilbo" zufolge mit Stahlplatten gepanzert ist und über moderne Kommunikationstechnik verfügt, gibt es kaum Bilder. Eine der wenigen veröffentlichten Aufnahmen zeigt verdunkelte Fenster, bequeme Sitzgarnituren und Parkettboden.
Der russische Ex-Diplomat Konstantin Pulikowski, der 2001 mit dem Zug fahren durfte, veröffentlichte im Jahr darauf ein Buch mit seinen Erlebnissen: An Bord seien russische, chinesische, koreanische, japanische und französische Spezialitäten mit silbernen Essstäbchen verzehrt worden, zu frischem Hummer habe man aus Frankreich eingeflogene Weine serviert, während junge Schaffnerinnen russische und koreanische Lieder sangen, schrieb Wladimir Putins ehemaliger Südostasien-Beauftragter.
Völlige Sicherheit kann allerdings auch der kugelsichere Zug nicht garantieren: Im Jahr 2004 zerstörte eine Zugexplosion 40 Prozent der Stadt Ryongchon, hunderte Menschen starben. Kurz davor hatte Diktator Kim Jong-il die Station passiert. Gerüchte über einen gescheiterten Anschlag konnten damals nicht bestätigt werden: Offiziellen Angaben zufolge führte menschliches Versagen zu dem Unglück. (bed, 8.1.2019)